Ist der Black Friday ein Good Friday?

Seit ein paar Jahren gibt es bei uns vor Weihnachten den Black Friday für besondere Schnäppchen. Der Black Friday ist eine große Verkaufsaktion vom Einzelhandel. Es werden satte Rabatte in den Fokus gestellt, um uns Konsumenten zum Kauf von Produkten zu animieren. Wie stehst Du eigentlich dazu?

 

Historie

Bei „schwarzen Wochentagen“ denk ich zuerst immer an den Black Monday, den Börsencrash 1987, als der Dow Jones Aktienindex innerhalb eines Tages um über 22% nach unten korrigierte. Und schwarze Freitage gab es an den Börsen auch schon jede Menge: z.B. der 25. Oktober 1929, als die Kurse an der New Yorker Börse einbrachen und damit eine Weltwirtschaftskrise einleuteten.

Irgendwie hat der Freitag keinen so besonderen Ruf. Schon im alten Rom soll der Freitag als Unglückstag gegolten haben. Und im christlichen Aberglauben wurde das durch die Kreuzigung an einem Karfreitag noch verstärkt. Auf der anderen Seite belegen Quellen aber auch, dass im England des 18. Jahrhunderts der Begriff des „Good Friday“ verwendet wurde, weil der stellvertretende Tod Jesu für uns Christen ja eigentlich eine gute Nachricht ist.

Der erste historisch überlieferte „Black Friday“ stammt aus dem Jahr 1745 und hatte tatsächlich einen wirtschaftlichen Hintergrund. Am 06. Dezember 1745 kam es in London zu einem vorübergehenden Kollaps des Bankenwesens und des gesamten Wirtschaftslebens, weil eine französische Invasion befürchtet wurde. Auch das hatte also nicht wirklich etwas mit Schnäppchen zu tun.

Für den Bezug zu Schnäppchen müssen wir den Kontinent wechseln, von Europa nach Nordamerika. In den USA ist der schwarze Freitag traditionell der Freitag nach Thanksgiving, also dem amerikanischen Gegenstück zu unserem Erntedankfest. Thanksgiving ist immer am 4. Donnerstag im November, und der Freitag danach ist also Black Friday. Der Tag wird von vielen Amerikanern als Brückentag genutzt, und läutet den Beginn der weihnachtlichen Einkaufsaison ein. Wobei diese Tradition noch relativ jung ist. Die erste Verwendung des Begriffs „Black Friday“ für den Freitag nach Thanksgiving ist aus dem Jahr 1966 bekannt. Und das war damals nicht positiv gemeint: Die Polizei in Philadelphia nutzte diese Bezeichnung für massive Staus, überfüllte Bürgersteige und belagerte Geschäfte in der Innenstadt.

Apple hat diesen Brauch schließlich nach Deutschland gebracht: 2006 bot Apple das erste Mal am Freitag nach Thanksgiving bei uns Rabatte auf seine Produkte, damals aber noch ohne von einem Schwarzen Freitag zu sprechen. In den Folgejahren wurde der „Black Friday“ dann auch bei uns immer populärer und der Begriff aus den USA bürgerte sich ein. Und nach aktuellen Umfragen kennen inzwischen angeblich 95 Prozent der Deutschen den Black Friday und seine Bedeutung!

 

Warum „Black Friday“?

Zum Ursprung der Bezeichnung Black Friday gibt es tatsächlich nur Theorien und Vermutungen:

  • Eine Theorie besagt z.B., dass der Zusatz „Black“ sich auf die Menschenmassen bezieht, die sich an diesem Brückentag von Ladengeschäft zu Ladengeschäft wälzen, sodass die vielen Menschen zu einer einzigen schwarzen Masse verschmelzen. Das würde zu der ersten Verwendung des Begriffs in Philadelphia passen.
  • Eine andere Theorie sieht den Ursprung der Bezeichnung in der großen Bedeutung für den Einzelhandel: Weil er an diesem einen Tag so hohe Umsätze generiert, kommen die Händler selbst nach einem schlechten Jahr mit roten Zahlen am Black Friday endlich in die Gewinnzone und schreiben schwarze Zahlen! Also schwarze Zahlen spätestens am Black Friday.
  • Eine weitere Theorie geht in eine ähnliche Richtung: Die Verkäufer nehmen am Black Friday so viel Geld ein, dass ihre Hände am Ende des Tages vom Zählen des vielen Geldes ganz schwarz sind. Daher Black Friday.

 

Was sagt die Bibel?

Der HERR verabscheut das Messen mit zweierlei Maß und hasst das Wiegen mit zweierlei Gewicht.

(Sprüche 20,10; HFA)

Hier ging es darum, auf den Markt niemanden zu übervorteilen bzw. zu betrügen. Also ein Kilo Getreide soll ein Kilo Getreide sein. Es wäre Betrug, wenn ich dem einen Kunden Preis x für ein Kilo Getreide berechne, und dem nächsten mit einem gefälschten Gewicht 800 Gramm Getreide für ein Kilo Getreide verkaufe. Daher messt nicht mit zweierlei Maß!

Nun könnte man argumentieren, Black Friday ist etwas ganz anderes. Aber es ist schon komisch, wenn z.B. mein Kühlschrank Mitte November kaputt wäre, ich also jetzt ein neues Gerät zum regulären Preis kaufen muss, und in zwei Wochen räumt der gleiche Händler plötzlich Rabatte ein, die er vorher nicht zugestehen wollte.

Daher liebe ich dieses Gebot: messt nicht mit zweierlei Maß, sondern berechnet bei jedem Kunden für das gleiche Produkt auch den gleichen Preis! Überlege Dir als Unternehmer also im Vorfeld gefälligst den Preis, der für alle Seiten fair ist. Berate Dich dazu mit weisen Ratgebern und mit Gott, und dann biete das Produkt zu diesem Preis an!

 

Neuromarketing

Hinter den „Schnäppchen-Angeboten“ vom Black Friday steckt ein psychologisches Kalkül, weswegen auch von Neuromarketing gesprochen wird. Es geht darum, welche Gehirnregionen durch Werbebotschaften wie angeregt werden. Rabatte und Schnäppchen triggern extrem unser Belohnungssystem. Wenn wir meinen, ein Schnäppchen zu machen, dann denkt unser Gehirn: „Bravo, gut gemacht, toller Typ!“ Und mein Körper schüttet das Glückshormon Dopamin aus und ein Glücksgefühl durchströmt mich!

Am Black Friday geht es also nicht um warmherzige Großzügigkeit, sondern um kühle Berechnung. Wir entscheiden nicht mehr rational, sondern unsere unbewusste Sehnsucht nach Belohnung und Konsumglück treibt uns an. Und plötzlich kaufen wir eben nicht mehr nur das geplante Weihnachtsgeschenk, sondern weil die Rabatte so verlockend sind, kaufen wir noch dies und das dazu, obwohl wir es vorher gar nicht auf dem Zettel hatten. Auch zeitlich befristete Preis-Aktionen die ein „Sofort-Haben-Müssen-Gefühl“ versuchen zu erzeugen oder künstlichen Verknappung („nur noch 2 Tage dieser Spezialpreis“ oder „nur noch 3 Stück verfügbar“) sind gern genutzte Mittel.

Kann man das nun als normales Marketing abhaken oder schon von Beeinflussung sprechen? Wenn ich z.B. in einen weltlichen Laden gehe, dann gehört das für mich zum normalen Marketing-Mix bei der Preisgestaltung. Die Welt ist vermutlich ein Stück weit darauf gepolt, zu manipulieren und selbst manipuliert zu werden. Wenn ich aber z.B. in eine christliche Buchhandlung gehe oder den Online-Shop von einem Christen besuche, dann verwundern mich solche Maschen schon und schrecken mich teilweise auch ab.

 

Machen wir mit?

Ich denke, wir Christen müssen nicht bei jeder weltlichen Verkaufsstrategie mitmachen. Nur, weil etwas in der Welt gut funktioniert und wir als Unternehmer unseren Umsatz steigern können, müssen wir ein Verfahren nicht einfach übernehmen, ohne zu reflektieren, was da eigentlich passiert.

  1. Wir wissen, dass Gott unser Versorger ist! Warum muss ich dann zu solchen Tricks greifen, um Kunden zum Kauf zu manipulieren? Gott versorgt mich doch und wird mir die erforderlichen Kunden schicken. Also zumindest, wenn ich wirklich gute Produkte anbiete.
  2. Auch gefällt mir nicht, dass diese Schnäppchen in den Kunden dieses „Sofort-Haben-Müssen-Gefühl“ triggern. Die Bibel nennt ein solches Verhalten, schnell etwas haben zu wollen, Habgier! Als christlicher Händler oder Dienstleister möchte ich meine Kunden aber doch nicht zur Habgier reizen, oder? Das passt einfach nicht.
  3. Und dann auch diese künstliche Verknappung in den Angeboten: Nur noch für kurze Zeit, am besten noch mit Countdown. Das triggert zusätzlich Angst. Angst zu kurz zu kommen. Angst, dieses vermeintlich einmalige Schnäppchen zu verpassen. Die Bibel sagt (1. Joh. 4,18; NGÜ): Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz.

Ihr christlichen Unternehmer, ihr müsst Euch nicht auf dieses Niveau herunterlassen. Lasst Euer Licht leuchten und macht einen Unterschied!

Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist.

(Römer 12,2; NGÜ)

 

Also keine Rabatte?

Rabatte für z.B. Kunden, die sich ein Produkt sonst nicht leisten könnten, oder Nachlässe aus wirklicher Großzügigkeit und Nächstenliebe, oder um eine treue Geschäftsbeziehung zu würdigen, sind nicht schlecht. Wenn ich mit Rabatten meinen Kunden etwas Gutes tun möchte, dann ist das eine ganz andere Motivation.

Wenn die Rabatte aber primär dazu dienen, meine eigenen Umsätze zu steigern, und wenn sie dann noch mit den genannten Tricks verbunden sind, dann sage ich ganz klar: Nein, da sollten wir als christliche Unternehmer nicht mitmachen, sondern wirklich einen positiven Unterschied machen.

Ich kenne von Jesus keine einzige Begebenheit, wo er sagte: “Heilung Eurer Gebrechen nur noch heute an diesem Freitag!” Oder: „Heute nur noch 3 Befreiungen von Dämonen, komm sofort!“ Oder: „Wenn Du mir heute nachfolgst, dann bekommst Du noch eine transportable Schlafmatte kostenlos dazu!“ Das klingt richtig albern in unseren Ohren, oder? Jesus hat seine Gnade und seine Liebe nicht künstlich verknappt. Sie ist im Überfluss vorhanden. Warum sollten wir es dann tun?

 

Nicht überall, wo mit großen Schnäppchen geworben wird, sind auch wirklich Tiefstpreise drin. Die ZDF-Sendung „WISO“ hat im Jahr 2018 eine Studie durchgeführt. Es wurden die Preise von über 3.000 Produkten geprüft von 2 Monaten vor dem Black Friday bis 4 Monate danach. Das Ergebnis: Bei den meisten Produkten blieb der Preis gleich. Das Fazit der Sendung lautete: „Ein Tag, der günstige Preise verspricht, sie aber nicht bietet“. Die Rabatte beziehen sich häufig auf den „Originalpreis“, die sogenannte „unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers“, die UVP. Diese UVP ist aber meist deutlich höher als der tatsächliche Verkaufspreis. Daher sehen die Rabatte toll aus und triggern unser Belohnungssystem. Sie beziehen sich aber leider nicht auf den Verkaufspreis vom Donnerstag vor dem Black Friday. Von „idealo“ gibt es eine ähnliche Untersuchung. Sie haben 2021 die Preise von sogar knapp 10.000 Produkten bei 3.000 Händlern beobachtet. Die durchschnittliche Ersparnis am Black Friday lag dabei nicht bei 30%, 50% oder gar 70%, sondern bei durchschnittlich 5%.

 

Richtige Vorbereitung

Aus meiner Sicht ist eine gute Vorbereitung absolut erforderlich. Wenn wir am Black Friday in die Elektronik- und Klamottenläden oder Drogerien stürmen und alles kaufen, wo groß Rabatt draufsteht, dann werden wir uns vielleicht glücklich fühlen, aber vermutlich keine Schnäppchen machen. Daher sollten wir uns im Vorfeld überlegen, welche Produkte wir wirklich brauchen oder zu Weihnachten verschenken wollen. Und nur für diese Produkte dann wirklich am Black Friday auf die Suche nach Schnäppchen gehen.

Dann solltest Du zweitens für die Produkte auf Deinem Zettel wissen, was sie vor dem Black Friday gekostet haben. Nur so können wir echte Schnäppchen erkennen. Denn teilweise steigen Verkaufspreise sogar am Black Friday und werden mit einem großen Rabatt-Schild auf die UVP verkauft. In der schon genannten Untersuchung von „idealo“ kam übrigens auch heraus, dass die Preise im gesamten November relativ niedrig sind. Die Schnäppchen-Suche kann also schon Ende Oktober beginnen. Ab Dezember steigen die Preise dann meist wieder an, um die spontanen Weihnachtsshopper besonders abzukassieren.

 

Konsequenzen

Direkt nach dem Black Friday haben wir den Cyber-Monday, wo angeblich noch bessere Schnäppchen warten. Im letzten Jahr gaben die Konsumenten von Black Friday bis Cyber Monday knapp 5 Mrd. € aus, nur in Deutschland wohlgemerkt. Was den Verbrauch natürlicher Ressourcen angeht, ist dieser Konsumwahn ein Desaster.

Und wenn man bedenkt, dass bei Online-Käufen jede 6. Lieferung auch wieder zurückgeschickt wird, bei Kleidung sogar jede 2., ist das auch bezüglich Verpackungsmüll und CO2-Ausstoß verheerend. Zudem werden zurückgeschickte Waren in den seltensten Fällen wieder ins Lager genommen, sondern einfach in die Tonne geworfen und vernichtet. Das ist billiger, als das Produkt auf Benutzungsspuren und Beschädigungen zu prüfen und anschließend erneut anzubieten.

Die ganzen Rabattschlachten mit ihren unschönen Begleiterscheinungen sind letztendlich Ausdruck eines Systems, das sich vollkommen in Absurdität verrannt hat. Wir brauchen Wachstum und Umsatzsteigerungen, um unser Wirtschaftssystem am Laufen zu halten. Wenn wir aber mit diesem immer „schneller, höher und weiter“ nicht bald aufhören, dann werden wir den von Gott so wunderschön geschaffenen Planeten immer weiter zugrunde richten. Da würde es aber auch nicht helfen, den Black Friday abzuschaffen. Vielmehr müssen wir Konsumenten einen Unterschied machen. Indem wir unser Unterbewusstsein eben nicht von Rabatt-Aktionen beeinflussen lassen, sondern einen Konsum- und Lebensstil pflegen, der dem Auftrag an uns Menschen gerecht wird: Die Schöpfung nicht nur zu bebauen und zu verbauen, sondern eben auch zu bewahren.

 

Alternativen

Als Gegenpol zum Konsumwahn gibt es auch den Fair Friday oder Green Friday, mit dem nachhaltige, grüne Labels auch ein Stück vom Umsatzkuchen abhaben wollen. Teilweise verbinden Sie Verkäufe dann mit Baumpflanzaktionen oder Spenden einen Teil vom Umsatz. Diese Punkte triggern allerdings das gleiche neuronale Belohnungssystem und sollen uns dadurch zu einem Kauf verleiten. Daher gilt hier letztendlich die gleiche Aufforderung wie beim Black Friday: Kaufe nur das, was Du wirklich brauchst! Nur etwas zu kaufen, weil dann 10 Bäume gepflanzt werden, ist auch wieder sinnbefreit! Dann pflanze doch gleich die Bäume.

Konsequenter ist da schon der „Buy Nothing Day“, also ein bewusster Kontrapunkt zum Konsum des Black Friday. In Amerika fällt er auf den gleichen Tag wie der Black Friday, in Europa wird er eher am Samstag zwischen Black Friday und Cyber Monday begangen. Die Idee ist, an diesem Kauf-nix-Tag wirklich 24 Stunden auf jeglichen Konsum zu verzichten.

Wie intensiv nutzt Du den Black Friday oder den Cyber Monday? Wie reagiert Dein Unterbewusstsein auf Schnäppchen-Angebote? Schreib es uns gern unten in den Kommentaren.

 

Link zum Podcast „Oh du heiliges Geld“ (113)