Um den Spannungsbogen gleich am Anfang gänzlich einzureißen: Ich glaube, es gibt keine christlichen Geldanlagen. Wie sollen die aussehen? Was es sehr wohl geben kann, sind Kapitalanlagen mit biblischen Werten, also nicht Werten im Sinne von Euro oder Dollar, sondern Werten im Sinne von Maßstäben oder Tugenden. Doch auch das ist bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Nachhaltige Investments
Vor einigen Jahren hatte Ich mich zum Fachberater für nachhaltiges Investment fortbilden lassen. Nachhaltige Geldanlagen, dass bringt uns Anlagen mit christlicher Ethik vielleicht einen Schritt näher. Lasst uns das etwas genauer draufschauen. Je nach Anlagestrategie, investieren solche nachhaltige Investmentfonds z.B. nicht in Alkohol oder andere Suchtmittel, nicht in Rüstung oder auch nicht in Unternehmen, die von Zinsen leben. Doch wird ein Fonds damit automatisch ein Investmentfonds mit biblischen Werten? Ich will Euch bewusst ein bisschen provozieren:
Schaue ich in meine Bibel, dann hat Jesus z.B. Wasser in Wein verwandelt. Ist es dann biblisch, nicht in die Alkoholindustrie zu investieren?
Oder denken wir an das Volk Gottes: Es hat in der Bibel große Schlachten geschlagen. Wenn die Kämpfe siegreich ausgingen, war das Volk in der Regel im Auftrag Gottes unterwegs. Ist es dann unbiblisch, in die Rüstungsindustrie zu investieren? Oder können und wollen wir es uns überhaupt leisten, in einem Europa ohne Waffen zur Verteidigung zu leben? Wäre ein Verzicht auf Rüstung dann nicht schein-heilig?
Oder Fonds, die Anlagen in Zinsen ausschließen: die lassen sich vor allem bei sogenannten „Islamischen Fonds“ finden. Das sind Scharia-konforme Fonds, die ein nach der islamischen Rechtsprechung ethisches Investment ermöglichen wollen. Hier müssen wir festhalten, dass Isaaks Brüder deutlich weiter sind als wir Christen.
Also bitte versteht mich nicht falsch! Ich kann mir auch bessere Investments vorstellen als in Waffen oder Alkohol. Ich möchte auch nicht ermutigen, Scharia-konforme Fonds zu kaufen. Es geht mir nur darum zu sensibilisieren: Wenn wir mit der Bibel argumentieren, ist die Wahrheit nicht automatisch einfach.
Schätze im Himmel
Eine Vorbemerkung ist mir dabei noch wichtig: Wir sollen nicht wie der reiche Kornbauer mit der guten Ernte nur Schätze für uns selbst sammeln. Wenn das Ziel unserer Anlagen einzig darin besteht, dass wir selbst reich werden, aber nicht an andere denken und keine Schätze bei Gott haben, bleiben wir die ärmsten und bemitleidenswertesten Menschen auf Erden. Auch wenn wir materiell vielleicht ein Millionär oder Milliardär wären.
Jesus sagt in der Bergpredigt in Matthäus 6,19-21:
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Wir sollen unser Herz also nicht an unsere irdischen Kapitalanlagen hängen, sondern nach 1. Könige 8,61 mit unserem Herz ungeteilt bei Gott sein! Wenn wir Tag und Nacht nur noch unser Investment im Kopf haben, gedanklich ständig Zahlen, Kosten und Renditen hin- und herschieben, Anlagealternativen vergleichen, dann läuft etwas schief. Es ist nicht Gottes Vorstellung und schon gar nicht sein Wille, dass das Investieren und damit Reichtum und Geld zu unserem Lebensinhalt werden.
Das Investieren im Sinne der Bibel hat daher das oberste Ziel, dass aus der Anlage ein Segen für andere entsteht und der Name Gottes verherrlicht wird. Damit sammeln wir aber nicht nur Schätze für andere oder Schätze für Gott. Nein, wenn wir mit dem Fokus auf Gott und auf unsere Nächsten investieren, sammeln wir Schätze im Himmel, und die sind auch für uns selbst!
Verkauft, was ihr habt, und gebt es den Bedürftigen. Auf diese Weise sammelt ihr EUCH Schätze im Himmel!
Lukas 12,33
Nicht nur einen Schatz für die Bedürftigen, die erstmal direkt profitieren!
Nicht nur einen Schatz für Gott, der sich über unser Vertrauen in ihn als unseren Versorger freut!
Nein, wir sammeln damit auch Schätze für uns selbst!
Wenn wir also monatlich Geld „über“ haben um es zu sparen, dann sollten wir Gott auf jeden Fall fragen, was er sich wünscht, wie wir mit diesem sprichwörtlichen „ÜBER“fluss umgehen sollen. Denn Gott gehört ja sowieso mein gesamtes Geld, nicht nur mein Zehnter. Mit diesem Vorgedanken wollen wir uns nun fünf mögliche Investments anschauen, die aus meiner Sicht den Werten der Bibel entsprechen:
1. Menschen
Jesus investierte die entscheidenden Jahre seines Lebens komplett in Menschen, vor allem in die 12 Jünger. Er hätte als Erstgeborener die Tischlerei seines Vaters übernehmen können, um sich und die Familie finanziell zu versorgen. Er hätte das Geschäft ausbauen und expandieren können. Er hätte mit dem Gewinn Grundstücke erwerben und Häuser bauen können. Aber nein: er investierte seine Vermögen in Menschen. Und hier meine ich nicht nur seine finanziellen Mittel, die die Jünger untereinander teilten, und deren Kasse von Judas verwaltet wurde. Ich meine auch seine Zeit, seine Energie, sein Wissen und seine Erfahrungen.
Doch auch wenn wir nur über die finanziellen Investments reden, können diese in Menschen erfolgen:
Wir können Pastoren oder Missionare finanziell unterstützen, die Gottes Reich in der Welt bauen.
Wir können Waisenkinder oder Arme finanziell unterstützen, um ihnen etwas von der Liebe Gottes zu zeigen.
Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir konsequent biblisch oder weltlich denken? Wenn wir wie im Weltsystem Zinsen und die uns bekannten Renditen erwarten, müssen wir auch in weltliche Anlageformen investieren. Es wäre am Ende des Tages heuchlerisch und unehrlich, wenn die Anlageform selbstlos biblisch sein soll, aber das Ergebnis weltlich ich-bezogen, oder?
Die biblische Basis dieses Gedankens ist für mich Johannes 3,16:
Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.
Die Kurzform dieses Verses lautet: Gott hat geliebt, und darum gab er. Er gab nicht irgendetwas, sondern das Kostbarste, was er hatte: seinen geliebten Sohn. Und damit nicht genug: Jesus sagt, dass er und der Vater eins sind. Gott gab also sogar sich selbst aus Liebe zu uns hin. Vielleicht lehne ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster, aber selbstloses Geben ist aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, aus Liebe eine Tat zu machen.
Vielleicht kennst Du die 5 Sprachen der Liebe von Gary Chapmann. Jede der 5 Sprachen beinhaltet letztendlich eine Form des Gebens:
Lob und Anerkennung Wir geben geliebten Menschen ein Wort, ein Dankeschön, Wertschätzung.
Zweisamkeit Wir geben Zeit: exklusiv und präsent.
Geschenke Wir geben Präsente und Aufmerksamkeiten, die von Herzen kommen.
Hilfsbereitschaft Wir geben praktische Unterstützung und kleine Gesten.
Zärtlichkeit Wir geben Umarmungen und Streicheleinheiten.
Geben ist also die Handlung, die Liebe sichtbar macht. Über dieses Geben sagt Jesus in Lukas 6,38:
Gebt, und ihr werdet bekommen. Was ihr verschenkt, wird anständig, ja großzügig bemessen, mit beträchtlicher Zugabe zu euch zurückfließen. Nach dem Maß, mit dem ihr gebt, werdet ihr zurückbekommen.
Unsere Großzügigkeit, oder anders ausgedrückt: die Höhe unserer Investments in biblische Assets sind also letztendlich ein Maß für unser Vertrauen zu Gott. Je großzügiger wir geben, umso großzügiger wird auch Gott uns zurückgeben. Gott gibt nicht kleckerweise. Luther übersetzt den Vers, dass Gott uns mit einem vollen, gedrückten, gerüttelten und überfließenden Maß zurückgeben wird. Wir legen ein Samenkorn in den Becher hinein, und Gott gibt einen nicht nur randvoll gepressten, sondern überfließenden Becher an uns zurück.
Wenn wir in Menschen investieren, können wir das auf verschiedene Arten tun:
Materiell (z.B.Lebensunterhalt von Missionaren)
Produktiv (z.B. Ausbildung, Förderung von Talenten oder Herstellung von Werkzeugen)
Physisch (z.B. Gesundheit, Kunst, Schönheit)
Beziehungen (z.B. Begegnungen, Vernetzung, Räume dafür schaffen)
Geistlich (z.B. christlichen Konferenzen, Bibelschulen oder Seminaren)
Wenn wir uns diese fünf Bereich anschauen, kann es bei Gott sein, dass wir Birnen sähen und Äpfel ernten. Wir können also z.B. ins geistliche sähen, aber materiell ernten (oder auch umgekehrt). So erklärt es Paulus in 1. Korinther 9,10-11:
Wer pflügt oder drischt, erwartet zu Recht, dass er für seine Arbeit einen Teil vom Ernteertrag bekommt. Nun, wir haben bei euch gesät; wir haben Saatgut ausgestreut, das eurem geistlichen Leben zugute kommt. Wäre es da nicht recht und billig, wenn wir – gewissermaßen als unseren Anteil an der Ernte – das von euch bekämen, was wir für unser irdisches Leben brauchen?
Vielleicht merkt ihr bei den Ausführungen schon: Investitionen im Sinne der Bibel umfasst selten nur unsere Finanzen. Investitionen betreffen auch immer unsere Zeit, unsere Gaben & Fähigkeiten, unsere Energie und Schaffenskraft, unser Wissen & unsere Erfahrungen, unser Beziehungsnetzwerk & unsere Umgebung. Kurz: Investments im Sinne der Bibel betreffen unser ganzes Leben. Nicht mehr und nicht weniger als uns selbst, zu 100%.
2. Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist der Bereich, in dem die Multiplikation Jahr für Jahr sichtbar wird. Du legst z.B. ein Maiskorn in der Erde, und es bringt 100fach Ertrag, indem ein Maiskolben mit hunderten neuen Maiskörnen geerntet werden kann. Eine solche Investition in Landwirtschaft kann z.B. die Teilnahme an einer SoLaWi, an einer solidarischen Landwirtschaft sein. Hier schließt sich eine Gruppe von Menschen zusammen, um gemeinsam die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes zu tragen. Hat dieser Betrieb z.B. jährliche Kosten von 200.000 EUR, und 200 Menschen hätten sich beteiligt, dann würde jeder 1.000 € pro Jahr bzw. 83 € im Monat zahlen. Gleichzeit würden alle Erzeugnisse des Hofes unter den 200 Menschen in gleichen Teilen aufgeteilt.
Ein solches Projekt hat verschiedene Vorteile. Zum einen ist der Landwirt nicht mehr von unsicheren Märkten und deren Preisen abhängig. Er bekommt einen gerechten Lohn aus der Gemeinschaft bezahlt. Zum anderen werden die Erzeugnisse so produziert, wie ich persönlich mir das wünsche:
saisonal ohne teure und energieintensive Lagerhaltung
regional ohne weite Transportwege
häufig wird auch nach biologischen Kriterien ohne den Einsatz von chemischem Dünger oder Spritzmitteln gearbeitet
zudem fällt keinerlei Verpackungsmüll an, weil sich jeder seine Erzeugnisse selbst abholt
Bei der Investition in die Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse gilt aber auch: Wir investieren nicht in erster Linie, um selbst Profit zu erwirtschaften. Um es ganz deutlich zu sagen: Alle Formen von Nahrungsmittelspekulationen verurteile ich zutiefst! Wenn wir über Investitionen in die Landwirtschaft sprechen, denke ich vielmehr daran, Verbindungen aufzubauen und Reserven zu schaffen für Krisenzeiten. Das können z.B. wie im alten Ägypten zu Josefs Zeiten große Kornspeicher sein. Dabei geht es mir gar nicht primär um die Endzeit, in der Christen nicht mehr am weltlichen Wirtschaftssystem aus Kaufen und Verkaufen teilnehmen werden können. So lehrt es uns zumindest die Bibel in der Offenbarung. Neben der eigenen Versorgung steht bei dieser Anlage vor allem wieder der Segen für andere im Mittelpunkt. Wenn Christen Vorräte an Nahrungsmitteln haben und diese in Notzeiten mit allen Menschen (auch Nichtchristen) teilen können: was wäre das für eine großartige Möglichkeit, nicht nur die Weizenkörner, sondern auch das Evangelium zu teilen?
3. Immobilien
An dritter Stelle nach Menschen und Landwirtschaft kann ich mir Grundbesitz als Anlageform vorstellen. Das können Grundstücke sein, Immobilien und natürlich auch die eigenen vier Wände. Zum Pro und Contra „Eigenheim und Immobilien“ gibt es bereits zwei Podcast-Folgen (15 & 16). Daher möchte ich jetzt nicht weiter auf diesen Punkt eingehen.
4. Unternehmen
An vierter Stelle fallen mir Beteiligungen an Unternehmen ein, die von Christen und nach biblischen Grundsätzen geführt werden. In biblischen Zeiten waren das vor allem Unternehmen mit Ackerbau und Viehzucht. Wenn wir heute Unternehmen suchen, die von Christen und dann auch noch nach biblischen Grundsätzen geführt werden, ist die Auswahl stark eingeschränkt, da es nur wenig passende Firmen gibt und vor allem kaum entsprechende große Unternehmen.
Eine Alternative könnten Unternehmen und Aktienfonds sein, die sich zumindest an christlichen Werten orientieren. Hier gibt es tatsächlich nicht nur islamische Fonds, sondern auch Investmentfonds, die zumindest die christliche Ethik bemühen. Zwei von denen möchte ich an dieser Stelle einfach nur nennen:
terrAssisi Aktien I AMI: In diesem Fonds wird der Ethikfilter vom Franziskaner-Orden vorgegeben, nach dem ein Analysehauses dann die eigentlichen Beteiligungen auswählt.
KEPLER Ethik Aktienfonds (A): Der Fonds verlangt Konformität mit der Richtlinie der deutschen und der österreichischen Bischofskonferenz für die Auswahl von Investments.
Das sind nur zwei Beispiele. Ob ein solches Vorgehen allerdings dem anfangs genannten Anspruch genügt, eine Geldanlage nach biblischen Werten zu sein, dass muss jeder für sich selbst prüfen. Die beiden genannten Fonds investieren mit ihrer „christlichen“ Assetauswahl z.B. in Firmen wie Apple oder Procter & Gamble. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei diesen Firmen sofort von einem christlich nachhaltigen Ansatz sprechen würde. Aber eine abschließende Bewertung steht mir an dieser Stelle auch nicht zu, hier kann und soll sich jeder sein eigenes Bild machen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Nennung dieser Fonds natürlich keine Beratung darstellt und auch keine Beratung ersetzen kann.
5. Silber & Gold
Mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der HERR der Heerscharen.
Haggai 2,8
Über die Sinnhaftigkeit einer Anlage in Silber und Gold haben Basti und ich auch schon vortrefflich gestritten. Dabei ist ein spannendes Streitgespräch in einem unserer Blog‘s herausgekommen.
Silber und Gold an sich sind tote Metalle. Sie werden nicht mehr: 1 kg Silber bleibt auch in 10 Jahren 1 kg Silber. Es findet also kein Wachstum statt, und erst recht keine Multiplikation. Häufig erfolgt eine Anlage in Silber und Gold aus einer Angst heraus! Die Anlage in Edelmetalle soll das eigene Vermögen (oder zumindest einen Teil davon) im Falle des Zusammenbruchs unseres Finanz- und Wirtschaftssystems retten. Doch wie wir schon gesagt hatten: Angst ist kein guter und erst recht kein biblischer Ratgeber!
Wer sein Geld aus Angst in Silber und Gold umtauscht, gleicht vielleicht sogar dem dritten Knecht im Gleichnis der anvertrauten Talente. Er vergrub sein Geld ebenfalls aus Angst, und es brachte keine Frucht. Jesus tadelt ihn, dass er sein Geld doch wenigstens zur Bank und über den Weg in Unternehmen hätte investieren sollen. Aus diesem Grund ist die Anlage in Silber und Gold auch von den Prioritäten für mich auch nur die fünfte Empfehlung.
Doch noch zwei Gedanken zum Silber und Gold: Jesus sagt in Lukas 20,24-25:
Zeigt mir eine römische Münze! Wessen Bild und Titel ist darauf eingeprägt? Sie antworteten: Bild und Titel des Kaisers. Da sagte er: »Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott, was Gott gehört.
Jesus sagt damit deutlich, dass mit weltlichen Symbolen geprägte Münzen oder auch Barren zum weltlichen System gehören. Daher ist zu überlegen, ob sie dann noch dem Anspruch genügen, eine Anlage nach biblischen Werten zu sein. Eine Alternative könnten daher Barren oder Münzen sein, die nicht mit weltlichen Zeichen geprägt sind.
Der zweite Gedanke umfasst die Reihung von Silber und Gold in der Bibel: Die Welt bewertet Gold in der Regel höher als Silber (etwa bei der Vergabe von Medaillen im Sport). Die Bibel nennt Silber vor dem Gold. Historisch wird Gold der Sonne und Silber dem Mond zugeordnet. Vor diesem Hintergrund entsprach der Umrechnungsfaktor von Gold zu Silber jahrhundertelang 1:131/3, was dem Verhältnis der Umlaufzeit von Sonne und Mond entspricht. Teilweise wird hieraus abgeleitet, dass im privaten Depot das Verhältnis von Silber zu Gold ebenso sein sollte: Auf eine Unze Gold kämen demnach 13 1/3 Unzen Silber. Dahinter steht auch der Gedanke, dass in Krisenzeiten kleine Silbereinheiten wesentlich besser für die Anschaffung von im Alltag benötigten Dingen geeignet sind, als Goldeinheiten, die deutlich mehr wert sind.
Wo ist dein Herz?
Wenn wir bei uns selbst bemerken, dass wir beim Gedanken ans Investieren vor allem reich und/oder unabhängig werden wollen, ist Vorsicht geboten:
Wer jedoch darauf aus ist, reich zu werden, verfängt sich in einem Netz von Versuchungen und erliegt allen möglichen unvernünftigen und schädlichen Begierden, die dem Menschen Unheil bringen und ihn ins Verderben stürzen. Die Liebe zum Geld ist die Wurzel aller möglichen Übel; so sind manche Menschen aus Geldgier vom Glauben abgewichen und haben sich selbst viele Schmerzen zugefügt.
1. Timotheus 6,9-10
Die Liebe zum Geld. Hier haben wir sie wieder, die Liebe von der ich am Anfang sprach. Das Körperorgan, das wir gemeinhin mit Liebe verbinden, ist unser Herz. Daher sagt auch Jesus in Matthäus 6,19-21:
Sammelt keine Reichtümer hier auf der Erde an, wo Motten oder Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und sie stehlen können. Sammelt eure Reichtümer im Himmel, wo sie weder von Motten noch von Rost zerfressen werden und vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Reichtum ist, da ist auch dein Herz.
Stellen wir uns einmal vor, wir schreiben das Jahr 2028. Alle apokalyptischen Finanzexperten hätten Recht gehabt und die Welt bräche wirklich bald zusammen: Die Vision der gemeinsamen Vereinigung innerhalb Europas ist gescheitert! Nach dem Brexit folgte der Itexit und der Grexit. Der amerikanische Industriestaat hat sich abgeschottet und lebt autark von und mit sich allein. Die chinesische Wirtschaft ist zum Erliegen gekommen, da die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen nicht mehr standhalten konnten.
Die Digitalisierung und Automatisierung hat die Arbeitslosigkeit weltweit in die Höhe getrieben. Wenigstens aber fahren wir mit Elektroautos völlig autonom. Also besser gesagt wir werden gefahren.
Die Kapitalmärkte sind so orientierungslos wie nie zuvor: Die weltweiten Aktienmärkte sind eingebrochen und haben Tiefstände erreicht, die bisher undenkbar waren. Weit über den Ausmaßen der Dot-Com Blase, der Finanz- und Eurokrise hinaus.
Die Preise für Grundnahrungsmittel verbuchen jedes Jahr neue Rekordsteigerungen, sodass abgesehen von einigen wenigen Spekulanten weite Teile der europäischen Bevölkerung hungern. Dennoch verbrauchen wir bereits im März die Ressourcen, die uns für das komplette Jahr zur Verfügung gestanden hätten.
Das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem ist nur noch in wenigen Dörfern ohne Internetanschluss zu finden… aber zum Glück gibt es ja noch das gute alte Gold!?
Contra: Lieber Alex…
„Glaubst Du wirklich, dass in diesem ganzen Chaos eine Geldanlage gibt, die es geschafft hat, sich wacker zu halten? Was hast Du von dem bisschen Gold, das Du dann noch hast? Glaubst du wirklich, dass dich das gelb leuchtende „Etwas“ dann zufrieden stellen wird? Dass es dir helfen und Sicherheit spenden wird? Dass du als einziger Mohikaner noch ein Brötchen beim Bäcker bekommst, weil du ihm eine Goldmünze auf den Tresen legen kannst?“
„Was für einen Nutzen hat Gold denn überhaupt? Die Frage gilt letztendlich für alle Edelmetalle und seltenen Erden, die man sich so kaufen und denen man vertrauen kann, dass sie Sicherheit geben. Grundlegend ist hier schon einmal festzustellen, dass Gold selbst nach wie vor zu über 50 % (Quelle: Deutsche Bank) für die Schmuckindustrie verwendet wird. Das erklärt auch die meist jährlichen Kurssprünge im Herbst. Denn dann ist Hochzeitshochsaison in Indien und Gold ist dort eins der beliebtesten Geschenke. Doch China hat Indien mittlerweile als größten Goldkäufer abgelöst. „
„Und überhaupt: Um auch nur 5 Gramm Gold zu fördern, muss eine Tonne Erz mit Unmengen Wasser und giftigen Chemikalien wie z.B. Quecksilber „gewaschen“ werden. Für ein paar Krumen Gold werden Tonnen an Gestein und Boden verseucht. Ganz zu schweigen von der Gesundheit der Arbeiter, die in Südafrika am Witwatersrand, oder in Australien, den USA, Ländern der ehemalige Sowjetunion oder China in die Mienen steigen. Oder denken wir an andere Edelmetalle, für deren Abbau die das Leben von Kindersoldaten alles andere als „gefördert“ wird. Dazu kommt gerade ein Lied von Silbermond in den Sinn: https://www.youtube.com/watch?v=TpbPdOL_3as“
„Der Abbau von Gold und Silber ist also alles andere als umweltverträglich oder fair, und steht auch historisch als Sinnbild von Ausbeutung und Gier. Wenn schon Gold, dann wenigstens über Recycling: Aus einer Tonne Computer-Leiterplatten erhalten wir immerhin 200 Gramm Alt-Gold (40x mehr als aus dem Boden).„
„Du erzählst mir, Gold sei endlich und kann nur noch wenige Jahrzehnte in den Minen gefördert werden. Dieses Phänomen will uns auch deutlich machen, dass Gold einen endlichen Wert hat und somit es immer einen guten Preis dafür geben wird… Wären da nur nicht die die Zentralbanken dieser Welt! „
„Alleine die deutsche Bundesbank sitzt per Januar 2018 auf rund 3.400 Tonnen Gold. Doch was macht sie damit? Ja, ehrlich gesagt: nichts! Sie verwahrt es nur! So wie die Investoren und wie die kleinen Goldsparer. Sie vergraben es bildlich in der Erde und warten auf den jüngsten Tag. Ganz so, wie der dritte Knecht im Gleichnis von den Talenten aus Matthäus 25. Wie reagiert Jesus auf sein Handeln? „Du böser und fauler Mensch! Du hast also gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Da hättest du mein Geld doch wenigstens zur Bank bringen können; dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückbekommen!“ (Vers 26)“
„Sollte Gold doch irgendwann einen echten Nutzen stiften können, so wäre die Bundesbank in der Lage, innerhalb kürzester Zeit ihre Reserven zu verkaufen. Aber so naiv wie wir als Investoren denken, so glaubt wohl auch noch die Bundesbank an den unerschöpflichen Wert des gelb glänzenden Edelmetalls. Sollte aber allein die deutsche Bundesbank Teile ihrer Tonnen an Gold an den Mann bringen wollen, wäre das eine deutliche Ausweitung des Angebotes und damit ein neuer Einflussfaktor für drastisch fallende Goldpreise. Alex, am Ende bleibt Gold ein recht langweiliges, sinnbefreites, unnützes Edelmetall das gelb glänzt und Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht, nicht nur Hananias und seine Frau Saphira. Doch am Ende wirklich nüchtern betrachtet bleibt es… wertlos!“
„Mein lieber Alex: Am Ende bleibt Gold ein recht langweiliges, sinnbefreites, unnützes Edelmetall das gelb glänzt und Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht, nicht nur Hananias und seine Frau Saphira. Doch am Ende wirklich nüchtern betrachtet bleibt es… wertlos!“
Liebe Grüße, Sebastian
Pro: Lieber Sebastian…
„Natürlich kann Gold uns in einer Krise wie der oben skizzierten nicht weiterbringen oder gar versorgen. Für ein wenig abgefeilten Goldstaub erhalten wir keine Scheibe Brot. Das funktioniert aber auch nicht mit Geldscheinen, hinter deren Wert wir einfach 20 Nullen malen, oder mit Fonds, die uns einen Minianteil an weitentfernten Unternehmen verbriefen, die es auf dem Höhepunkt der Krise gar nicht mehr gibt.“
„Bei der Anlage in Gold geht es auch nicht um eine Wertsteigerung: 1 kg Gold wird nach derzeitigem Stand der Technik und Wissenschaft nicht mehr, selbst wenn es 100 Jahre und länger im Tresor liegt. Aus meiner Sicht dient Gold nicht der Wertsteigerung, sondern dem Werterhalt. Hierfür ist Gold immerhin die einzige uns Menschen bekannte Anlageform, die seit mehreren tausend Jahren funktioniert. Wenn eine Anlageform über mehr als 2.000 Jahre in den unterschiedlichsten Kulturen Bestand hat, dann scheint die Theorie dahinter nicht gänzlich abwegig, oder?“
„Eine hochwertige Tunika als modisches Kleidungsstück kostete im alten Rom ca. 100 Jahre vor Christi Geburt eine Unze Gold. Ein hochwertiger, von Hand maßgeschneiderter Anzug kostet heute noch immer ca. 1 Unze Gold (sofern er nicht unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen hergestellt wird): ca. 1.200 €. Das bis zum VW Käfer meistverkaufte Auto der Welt, das Modell T von Ford, kostete im Jahr 1906 ca. 42,5 Unzen Gold (was ca. 850 US-$ entsprach). Ein Ford Focus kostete im Jahr 2016 ebenfalls ca. 42,5 Unzen Gold. Dies entsprach aber ca. 55.000 US-$. „
„In Gold betrachtet blieb also der Preis der Kleidung über 2.100 Jahre, der Preis des Autos über 110 Jahre konstant. In der jeweiligen Fiatwährung (hierüber sollten wir einen eigenen Beitrag schreiben) ausgedrückt wurde das Auto dramatisch teurer. Die vermeintliche Wertsteigerung zeigt aber nur den Wertverfall des Geldes, während das Gold seinen Wert behielt.“
„Zudem wissen wir ebenfalls seit den ersten Handelsbeziehungen, dass ein knappes Angebot den Preis steigen lässt. Seit Menschengedenken wurden ca. 195.000 Tonnen Gold gefördert, hierüber gibt es gut dokumentierte Aufzeichnungen. Was viel klingt, ist eigentlich erschreckend wenig: ein Würfel mit der Kantenlänge von gerade einmal 21 Metern. Bereits heute übersteigt die Nachfrage nach Gold die Fördermenge um fast 40%, denn neben der Schmuckindustrie wird Gold auch in der Elektronik oder Medizin benötigt. Nach aktuellen Schätzungen reichen die irdischen Goldvorräte im Boden noch für ca. 20 Jahre. Dann sind alle verfügbaren Goldvorräte verteilt, das Angebot maximal verknappt. Auch wenn Gold physisch nicht mehr wird, ist neben der Wertsicherung also auch mit langfristig steigenden Preisen zu rechnen. Das gilt auch dann, wenn Zentralbanken versuchen sollten, das letzte staatliche „Tafelsilber zu vergolden“.“
„Aber zurück zur Krise, in der uns das Edelmetall nicht hilft: Wenn sich nach der Krise ein neues Wirtschaftssystem etabliert, und alle Geldwerte und vermutlich durch Zerstörung auch viele Sachwerte ihren Wert verloren haben, wird das eigentlich fast wertlose Gold auch weiterhin seinen inneren Wert haben, lieber Sebastian, so wie wir es seit Jahrtausenden beobachten können. Erst dann, nach der Krise, kann uns das Edelmetall als Startkapital dienen, während alle anderen mit einem Startpaket von 100 Euro-Mark (oder wie auch immer eine neue Währung dann heißen wird) quasi bei Null beginnen müssen. „
„Wenn wir in die Bibel schauen, stellen wir fest, dass Gott selbst in Zeiten der Krise Gold (und auch Silber) als „seine“ Edelmetalle bezeichnet (Haggai 2,6ff.), und sie damit als heilig von allen anderen Anlageformen absondert. Damit schreibt er ihnen einen Wert zu, der über allen Werten liegt: „Ich, der Herrscher der Welt, sage euch: Es dauert nicht mehr lange, dann werde ich die Welt in ihren Fundamenten erschüttern, Himmel und Erde, Land und Meer. Ich werde alle Völker in Bewegung setzen, sodass sie ihre ganzen Schätze hierherbringen. So sorge ich dafür, dass mein Haus prächtig geschmückt wird. Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der Herr Zebaoth. Der neue Tempel wird den alten an Pracht weit übertreffen. Von dieser Stätte aus werde ich meinem Volk Frieden und Wohlstand schenken. Das sage ich, der Herr, der Herrscher der Welt.““
„Sollte die oben entworfene Krise allerdings die letzte Krise unseres Planeten sein und direkt in die Apokalypse des Johannes führen, brauchen wir in der Tat kein Gold mehr, und auch keine anderen Kapitalanlagen. Denn in Gottes neuer Welt, in der Jesus bereits heute unsere Wohnungen vorbereitet, gibt es ein unendliches Überangebot an Gold: die gesamte Stadt wird aus reinem Gold sein und in dessen gelben Glanz schimmern (Offb. 21,18). In diesem Sinne: Nächstes Jahr in Jerusalem!“
Herzliche Grüße, Dein Alex
Und jetzt?!? Meine lieben Kinder…
„Es ist großartig, was Ihr Euch alles für Gedanken macht! Ihr argumentiert mit Jahrtausenden, obwohl Euer Leben siebzig Jahre währet, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre. Was Euch daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon. Habt Ihr denn vergessen, dass Ihr nicht vom Brot alleine lebt? „
„Erkennt und bedenkt, dass Ihr eines Tages sterben müsst, auf dass Ihr klug werdet. Euer Totenhemd hat keine Tasche, und Gold werdet Ihr als meine Kinder genug erben in meiner Gegenwart. „
„Ich möchte Euch schon früh mit meiner Gnade füllen, damit Ihr mich rühmen und fröhlich sein könnt Eurer Leben lang. Da will ich meine Herrlichkeit zeigen Euch und Euren Kindern und Euch freundlich gesonnen sein: fragt nur mich, und ich werde das Werk Eurer Hände fördern und segnen!“
Grundsätzlich lässt sich das Anlegen von Geld mit den Aussagen der Bibel deutlich besser vereinen als das Aufnehmen von Schulden. Trotzdem werde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob Christen überhaupt finanziell vorsorgen dürfen? Drückt ein solches Handeln nicht Zweifel an Gottes Zusage aus, unser Versorger zu sein?
Gibt es in der Bibel eine Altersvorsorge?
Ein Blick in die Bibel offenbart schnell, dass Vorsorge bzw. das Bilden von Rücklagen keine Erfindung der modernen Versicherungsbranche ist. Im Alten und Neuen Testament basierte Vorsorge auf einem Generationenvertrag, in dem die Kinder für ihre Eltern sorgen.
Dieser Gedanke ist so elementar, dass er sich sogar in den Zehn Geboten wiederfindet. Im vierten Gebot heißt es (2. Mose 20,12): Ehre deinen Vater und deine Mutter! Verbunden mit dem Gebot ist die Verheißung eines langen Lebens, inkl. materieller Versorgung. Vor diesem Hintergrund galt Kinderlosigkeit in der Antike als Strafe Gottes, da ohne Kinder keine Altersversorgung vorhanden war.
In den Sprüchen Salomos taucht der Gedanke auf, aktiv einen Vorrat für schlechte Zeiten anzulegen (Sprüche 6,6-11): Beobachte die Ameisen… sie arbeiten den ganzen Sommer über fleißig, und im Herbst haben sie einen Vorrat für den Winter angelegt… Wann stehst du endlich auf? „Lass mich noch ein bisschen schlafen“, sagst du, „nur noch ein Weilchen!“ – und während du dich noch ausruhst, ist die Armut plötzlich da, und die Not überfällt dich wie ein Räuber.
Eine perfekte Umsetzung dieses Rates lieferte bereits Joseph, als er durch Gottes Weisheit die Träume des ägyptischen Pharaos deutete: „Pharao, es werden sieben fette Jahre kommen, in denen es uns gut geht! Danach folgen sieben dürre Jahre. Aber vorsorgen müssen wir nicht, denn Gott wird uns durch ein Wunder auch in der Dürre versorgen!“ War es so? Nein.
In 1. Mose 41 lesen wir eine gänzlich andere Reaktion Josephs (Verse 33-36): Darum rate ich dem Pharao, einen klugen, einsichtigen Mann zu suchen und ihm Vollmacht über ganz Ägypten zu geben. Der Pharao sollte in den kommenden guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Abgabe erheben,… das Getreide in den Städten sammeln und speichern. Dann ist ein Vorrat da für die sieben schlechten Jahre, und das Volk im ganzen Land Ägypten wird nicht vor Hunger zugrunde gehen.
Wie handeln wir klug und einsichtig im 21. Jahrhundert?
Was können wir von Joseph für die eigene Altersvorsorge lernen? Anders als Joseph benötigen wir im 21. Jahrhundert keine göttliche Offenbarung, um zu erkennen, dass die staatliche Rente deutlich niedriger ausfallen wird als das Einkommen im Erwerbsleben. Daher dürfen und sollen wir mit den uns von Gott anvertrauten Gütern ebenso klug und einsichtig handeln wie Joseph im alten Ägypten.
In den „fetteren Erwerbsjahren“ etwas für die „dürren Rentenjahre“ zurücklegen, widerspricht also nicht dem Vertrauen in Gottes Versorgung, sondern ist angewandte biblische Praxis. Mit dieser Strategie können wir nicht nur die eigene Versorgung sichern, sondern gleichzeitig den Grundstock legen, auch in den dürren Jahren noch ein Segen für andere zu sein (so wie Ägypten in der Dürrezeit auch umliegende Länder mit Getreide versorgte, 1. Mose 41,57).
Wenn Christen ohne Rücksprache mit Gott auf eine private Altersvorsorge verzichten mit dem Argument, Gott werde sie auch im Alter versorgen, verbirgt sich hinter dieser zunächst fromm klingenden Haltung bei genauerer Betrachtung nicht selten blanker Egoismus. Denn anstatt die Einsparungen durch fehlende Vorsorge komplett im Reich Gottes anzulegen, wird das Geld lieber in kurzfristige Konsumwünsche oder den nächsten Urlaub investiert.
Grenzen der privaten Altersvorsorge
Vorsorge lässt sich also als biblisches Prinzip bejahen. Doch wir müssen ihre Grenzen kennen, um dem Werben Mammons nicht zu erliegen:
Wer ist Dein Versorger?
Bei aller Vorsorge dürfen wir nie vergessen, wer unser Versorger ist, denn alle Versorgung stammt letztendlich von Gott! Egal, ob sie über Jahre angespart wurde oder plötzlich und unerwartet als Wunder eintritt. Keine Versicherung, keine Geldanlage und keine Immobilie kann uns im Notfall versorgen. Aber sie kann durch Gottes Gnade zu einem Kanal werden, über den Gott uns Versorgung zukommen lässt. Und doch bleibt der eigentliche Versorger immer der gleiche: Gott allein! Nur er hat die Macht, uns alles zu geben, was wir zu einem gelingenden Leben benötigen.
Paulus formuliert die Rolle Gottes als Versorger im 1. Brief an die die Korinther in Kapitel 4,7 so: Was bringt dich überhaupt dazu, so überheblich zu sein? Alles, was du besitzt, hat Gott dir doch geschenkt. Hat er dir aber alles geschenkt, wie kannst du dann damit prahlen, als wäre es dein eigenes Verdienst?
Was ist Dein Ziel?
Was ist das oberste Ziel, wenn wir Geld sparen oder anlegen? Rendite (System Mammons) oder Menschen (Gottes Königreich)? Auch hier kommt wieder die Frage zum Vorschein: Wem dienst Du? Wenn Rendite und Gewinn an erster Stelle stehen und wichtiger als Menschen werden, warnt Paulus uns eindringlich im 1. Brief an Timotheus (6,9f.):
Wie oft erliegen Menschen, die um jeden Preis reich werden wollten, den Versuchungen des Teufels, wie oft verfangen sie sich in seinen Netzen! … Alles Böse wächst aus der Habgier. Schon so mancher ist ihr verfallen und hat dadurch seinen Glauben verloren. Wie viel Not und Leid hätte er sich ersparen können!
Eine sehr eindringliche Warnung: Habgier ist eine Quelle für sämtliche Bosheiten bzw. alles Böse, das die Bibel und die menschliche Geschichte uns lehren.
Hüte Dich vor der Habgier
Möchte ich (um mich an den Profiten meiner Bank zu beteiligen), dass mein Sparguthaben in Form von Staatsanleihen an korrupte Diktatoren fließt, die Waffen und Luxuslimousinen kaufen und gleichzeitig Menschenrechte mit Füßen treten und ihr Land in Hunger und Krieg versinken lassen? Oder wie fände ich es, wenn mein Rentenkapital als Unternehmensanleihe einen Palmölhersteller unterstützt, der Regenwälder abholzt und damit natürliche Lebensräume vernichtet, um dort unter Bestechung der örtlichen Behörden Fabriken zu errichten, in denen Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen ausgebeutet werden?
Auch nicht ethischer empfinden wir ein Investment, dass Großkonzerne darin bestätigt, ihren Topmanagern dreistellige Millionenbeträge als Bonus zu zahlen und gleichzeitig tausende von Mitarbeitern zu entlassen. Beliebt als stabile Geldanlage sind auch Pharma-Unternehmen, die mit ihrer Preispolitik dafür sorgen, dass Gesundheit in Entwicklungsländern ein Luxusgut bleibt. Womöglich investiert meine deutsche Bank auch innovativ in Agrar-Rohstoffe, sodass die Preise der Grundnahrungsmittel für die Ärmsten der Armen unbezahlbar werden? Ganz zu schweigen von der Rüstungsindustrie oder einer menschenverachtenden Sex-Branche, die jedes Jahr mit satten Gewinnen lockt.
Vor diesem Hintergrund sollten Christen sehr genau überlegen, wo sie ihr Geld anlegen. Neben der Habgier als falscher Motivation gibt es bei Geldanlagen einen weiteren Fallstrick. Eine Bank wirbt mit dem Slogan: „Wir machen den Weg frei“. Aber keiner fragt: „Wo geht dieser Weg eigentlich hin?“ Sind die Anlagekriterien meiner Bank oder Bausparkasse, meiner Versicherung oder Investmentgesellschaft mit meinen Werten oder biblischen Prinzipien vereinbar? Da Geld eine Wirkung hat, entscheiden wir unbewusst mit jeder Anlage, welche Art des Wirtschaftens und des Umgangs mit Mensch und Natur wir unterstützen und fördern. Am Ende des Tages beeinflussen wir so ein Stück weit mit, wie die Welt von morgen aussehen wird.
Die Aufzählung oben ließe sich beliebig fortsetzen, und vermutlich hat niemand beim Lesen der beiden letzten Absätze sein inneres OK zu einer der Geschäfte gegeben. Doch in den normalen Anlagestrategien von Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften werden die genannten Fälle nicht ausgeschlossen – solange die Rendite stimmt. So unterstützen wir unbewusst und ohne es zu wollen Geschäftspraktiken, die wir eigentlich verurteilen. Mögen unsere Anteile an solchen Beteiligungen auch noch so klein sein – ich persönlich möchte nicht länger, dass auch nur ein Cent des mir anvertrauten Geldes an Regierungen, an Unternehmen oder in Projekte fließt, deren Geschäftspraktiken ich nicht gutheiße oder sogar zutiefst verabscheue.
Veränderung ist möglich
Salomo warnt uns, in unseren Geschäfts- und Anlagepraktiken den Gewinn und die Rendite über alles zu stellen (Sprüche 1,19): So geht es allen, die nach unrechten Gewinn trachten: er kostet seinen Besitzern das Leben!
Sind wir mit unseren Sparanlagen und Vorsorgeprodukten schuldig geworden, können wir Buße tun und mit Worten des 119. Psalms beten (Verse 36-37a): Lenke mein Herz hin zu dem, was du in deinem Wort bezeugst, und halte es fern vom selbstsüchtigen Streben nach Gewinn! (Schlachter übersetzt: Habgier). Ja, halte meine Augen davon ab, nach trügerischen Dingen Ausschau zu halten.
Welche Alternativen es zu traditionellen Sparanlagen und Vorsorgeprodukten gibt, werden wir in einem eigenen Artikel untersuchen. Schließlich deutete schon Jesus im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (Lk. 19,11-27) an, dass die Anlage bei einer normalen Bank nur die Notlösung für Finanzmittel sein sollte (Vers 23). Eine weitere von Christen häufig nicht in Betracht gezogene Alternative ist das direkte Investment ins Reich Gottes, um Schätze im Himmel zu sammeln. Auch diesem Thema werden wir einen eigenen Artikel widmen.
Schließen möchte ich mit einer Geschiche aus dem alten China, die ich im Buch „Für jeden Tag ein Stück vom Glück“ gefunden habe:
Der große Meister Meng Tse stand mit seinem Lieblingsschüler an einem Spielplatz, auf dem die Kinder spielten, als der Schüler wissen wollte: „Wie kommt es, dass alle Menschen glücklich sein wollen und es doch nicht werden?“
Meng Tse zeigt auf die spielenden Kinder: „Ich denke, sie sind glücklich!“ „Es sind Kinder und sie spielen. Wie aber ist es um das Glück der Erwachsenen bestellt?“, fragte der Schüler weiter. „Wie um das Glück der Kinder – genauso!“, entgegnete Meng Tse.
Dann holte er aus dem Ärmel seines weiten Gewandes eine Handvoll Münzen und warf sie unter die Kinder. Da verstummte augenblicklich das fröhliche Lachen, das Spiel hörte auf und die Kinder stürzten sich auf die Münzen, um sie zu erhaschen. Sie lagen auf dem Boden und rauften um das Geld. Geschrei und Gezeter ertönte.
Meng Tse fragte: „Was hat nun das Glück der Kinder zerstört?“ „Der Streit“, erwiderte der Schüler. „Und was erzeugt den Streit?“ „Die Habgier.“
„Da hast du die Antwort auf die Frage, wie es kommt, dass alle Menschen glücklich sein wollen und es nicht werden“, sagte Meng Tse.
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