Ist der Black Friday ein Good Friday?

Ist der Black Friday ein Good Friday?

Seit ein paar Jahren gibt es bei uns vor Weihnachten den Black Friday für besondere Schnäppchen. Der Black Friday ist eine große Verkaufsaktion vom Einzelhandel. Es werden satte Rabatte in den Fokus gestellt, um uns Konsumenten zum Kauf von Produkten zu animieren. Wie stehst Du eigentlich dazu?

 

Historie

Bei „schwarzen Wochentagen“ denk ich zuerst immer an den Black Monday, den Börsencrash 1987, als der Dow Jones Aktienindex innerhalb eines Tages um über 22% nach unten korrigierte. Und schwarze Freitage gab es an den Börsen auch schon jede Menge: z.B. der 25. Oktober 1929, als die Kurse an der New Yorker Börse einbrachen und damit eine Weltwirtschaftskrise einleuteten.

Irgendwie hat der Freitag keinen so besonderen Ruf. Schon im alten Rom soll der Freitag als Unglückstag gegolten haben. Und im christlichen Aberglauben wurde das durch die Kreuzigung an einem Karfreitag noch verstärkt. Auf der anderen Seite belegen Quellen aber auch, dass im England des 18. Jahrhunderts der Begriff des „Good Friday“ verwendet wurde, weil der stellvertretende Tod Jesu für uns Christen ja eigentlich eine gute Nachricht ist.

Der erste historisch überlieferte „Black Friday“ stammt aus dem Jahr 1745 und hatte tatsächlich einen wirtschaftlichen Hintergrund. Am 06. Dezember 1745 kam es in London zu einem vorübergehenden Kollaps des Bankenwesens und des gesamten Wirtschaftslebens, weil eine französische Invasion befürchtet wurde. Auch das hatte also nicht wirklich etwas mit Schnäppchen zu tun.

Für den Bezug zu Schnäppchen müssen wir den Kontinent wechseln, von Europa nach Nordamerika. In den USA ist der schwarze Freitag traditionell der Freitag nach Thanksgiving, also dem amerikanischen Gegenstück zu unserem Erntedankfest. Thanksgiving ist immer am 4. Donnerstag im November, und der Freitag danach ist also Black Friday. Der Tag wird von vielen Amerikanern als Brückentag genutzt, und läutet den Beginn der weihnachtlichen Einkaufsaison ein. Wobei diese Tradition noch relativ jung ist. Die erste Verwendung des Begriffs „Black Friday“ für den Freitag nach Thanksgiving ist aus dem Jahr 1966 bekannt. Und das war damals nicht positiv gemeint: Die Polizei in Philadelphia nutzte diese Bezeichnung für massive Staus, überfüllte Bürgersteige und belagerte Geschäfte in der Innenstadt.

Apple hat diesen Brauch schließlich nach Deutschland gebracht: 2006 bot Apple das erste Mal am Freitag nach Thanksgiving bei uns Rabatte auf seine Produkte, damals aber noch ohne von einem Schwarzen Freitag zu sprechen. In den Folgejahren wurde der „Black Friday“ dann auch bei uns immer populärer und der Begriff aus den USA bürgerte sich ein. Und nach aktuellen Umfragen kennen inzwischen angeblich 95 Prozent der Deutschen den Black Friday und seine Bedeutung!

 

Warum „Black Friday“?

Zum Ursprung der Bezeichnung Black Friday gibt es tatsächlich nur Theorien und Vermutungen:

  • Eine Theorie besagt z.B., dass der Zusatz „Black“ sich auf die Menschenmassen bezieht, die sich an diesem Brückentag von Ladengeschäft zu Ladengeschäft wälzen, sodass die vielen Menschen zu einer einzigen schwarzen Masse verschmelzen. Das würde zu der ersten Verwendung des Begriffs in Philadelphia passen.
  • Eine andere Theorie sieht den Ursprung der Bezeichnung in der großen Bedeutung für den Einzelhandel: Weil er an diesem einen Tag so hohe Umsätze generiert, kommen die Händler selbst nach einem schlechten Jahr mit roten Zahlen am Black Friday endlich in die Gewinnzone und schreiben schwarze Zahlen! Also schwarze Zahlen spätestens am Black Friday.
  • Eine weitere Theorie geht in eine ähnliche Richtung: Die Verkäufer nehmen am Black Friday so viel Geld ein, dass ihre Hände am Ende des Tages vom Zählen des vielen Geldes ganz schwarz sind. Daher Black Friday.

 

Was sagt die Bibel?

Der HERR verabscheut das Messen mit zweierlei Maß und hasst das Wiegen mit zweierlei Gewicht.

(Sprüche 20,10; HFA)

Hier ging es darum, auf den Markt niemanden zu übervorteilen bzw. zu betrügen. Also ein Kilo Getreide soll ein Kilo Getreide sein. Es wäre Betrug, wenn ich dem einen Kunden Preis x für ein Kilo Getreide berechne, und dem nächsten mit einem gefälschten Gewicht 800 Gramm Getreide für ein Kilo Getreide verkaufe. Daher messt nicht mit zweierlei Maß!

Nun könnte man argumentieren, Black Friday ist etwas ganz anderes. Aber es ist schon komisch, wenn z.B. mein Kühlschrank Mitte November kaputt wäre, ich also jetzt ein neues Gerät zum regulären Preis kaufen muss, und in zwei Wochen räumt der gleiche Händler plötzlich Rabatte ein, die er vorher nicht zugestehen wollte.

Daher liebe ich dieses Gebot: messt nicht mit zweierlei Maß, sondern berechnet bei jedem Kunden für das gleiche Produkt auch den gleichen Preis! Überlege Dir als Unternehmer also im Vorfeld gefälligst den Preis, der für alle Seiten fair ist. Berate Dich dazu mit weisen Ratgebern und mit Gott, und dann biete das Produkt zu diesem Preis an!

 

Neuromarketing

Hinter den „Schnäppchen-Angeboten“ vom Black Friday steckt ein psychologisches Kalkül, weswegen auch von Neuromarketing gesprochen wird. Es geht darum, welche Gehirnregionen durch Werbebotschaften wie angeregt werden. Rabatte und Schnäppchen triggern extrem unser Belohnungssystem. Wenn wir meinen, ein Schnäppchen zu machen, dann denkt unser Gehirn: „Bravo, gut gemacht, toller Typ!“ Und mein Körper schüttet das Glückshormon Dopamin aus und ein Glücksgefühl durchströmt mich!

Am Black Friday geht es also nicht um warmherzige Großzügigkeit, sondern um kühle Berechnung. Wir entscheiden nicht mehr rational, sondern unsere unbewusste Sehnsucht nach Belohnung und Konsumglück treibt uns an. Und plötzlich kaufen wir eben nicht mehr nur das geplante Weihnachtsgeschenk, sondern weil die Rabatte so verlockend sind, kaufen wir noch dies und das dazu, obwohl wir es vorher gar nicht auf dem Zettel hatten. Auch zeitlich befristete Preis-Aktionen die ein „Sofort-Haben-Müssen-Gefühl“ versuchen zu erzeugen oder künstlichen Verknappung („nur noch 2 Tage dieser Spezialpreis“ oder „nur noch 3 Stück verfügbar“) sind gern genutzte Mittel.

Kann man das nun als normales Marketing abhaken oder schon von Beeinflussung sprechen? Wenn ich z.B. in einen weltlichen Laden gehe, dann gehört das für mich zum normalen Marketing-Mix bei der Preisgestaltung. Die Welt ist vermutlich ein Stück weit darauf gepolt, zu manipulieren und selbst manipuliert zu werden. Wenn ich aber z.B. in eine christliche Buchhandlung gehe oder den Online-Shop von einem Christen besuche, dann verwundern mich solche Maschen schon und schrecken mich teilweise auch ab.

 

Machen wir mit?

Ich denke, wir Christen müssen nicht bei jeder weltlichen Verkaufsstrategie mitmachen. Nur, weil etwas in der Welt gut funktioniert und wir als Unternehmer unseren Umsatz steigern können, müssen wir ein Verfahren nicht einfach übernehmen, ohne zu reflektieren, was da eigentlich passiert.

  1. Wir wissen, dass Gott unser Versorger ist! Warum muss ich dann zu solchen Tricks greifen, um Kunden zum Kauf zu manipulieren? Gott versorgt mich doch und wird mir die erforderlichen Kunden schicken. Also zumindest, wenn ich wirklich gute Produkte anbiete.
  2. Auch gefällt mir nicht, dass diese Schnäppchen in den Kunden dieses „Sofort-Haben-Müssen-Gefühl“ triggern. Die Bibel nennt ein solches Verhalten, schnell etwas haben zu wollen, Habgier! Als christlicher Händler oder Dienstleister möchte ich meine Kunden aber doch nicht zur Habgier reizen, oder? Das passt einfach nicht.
  3. Und dann auch diese künstliche Verknappung in den Angeboten: Nur noch für kurze Zeit, am besten noch mit Countdown. Das triggert zusätzlich Angst. Angst zu kurz zu kommen. Angst, dieses vermeintlich einmalige Schnäppchen zu verpassen. Die Bibel sagt (1. Joh. 4,18; NGÜ): Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz.

Ihr christlichen Unternehmer, ihr müsst Euch nicht auf dieses Niveau herunterlassen. Lasst Euer Licht leuchten und macht einen Unterschied!

Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist.

(Römer 12,2; NGÜ)

 

Also keine Rabatte?

Rabatte für z.B. Kunden, die sich ein Produkt sonst nicht leisten könnten, oder Nachlässe aus wirklicher Großzügigkeit und Nächstenliebe, oder um eine treue Geschäftsbeziehung zu würdigen, sind nicht schlecht. Wenn ich mit Rabatten meinen Kunden etwas Gutes tun möchte, dann ist das eine ganz andere Motivation.

Wenn die Rabatte aber primär dazu dienen, meine eigenen Umsätze zu steigern, und wenn sie dann noch mit den genannten Tricks verbunden sind, dann sage ich ganz klar: Nein, da sollten wir als christliche Unternehmer nicht mitmachen, sondern wirklich einen positiven Unterschied machen.

Ich kenne von Jesus keine einzige Begebenheit, wo er sagte: “Heilung Eurer Gebrechen nur noch heute an diesem Freitag!” Oder: „Heute nur noch 3 Befreiungen von Dämonen, komm sofort!“ Oder: „Wenn Du mir heute nachfolgst, dann bekommst Du noch eine transportable Schlafmatte kostenlos dazu!“ Das klingt richtig albern in unseren Ohren, oder? Jesus hat seine Gnade und seine Liebe nicht künstlich verknappt. Sie ist im Überfluss vorhanden. Warum sollten wir es dann tun?

 

Nicht überall, wo mit großen Schnäppchen geworben wird, sind auch wirklich Tiefstpreise drin. Die ZDF-Sendung „WISO“ hat im Jahr 2018 eine Studie durchgeführt. Es wurden die Preise von über 3.000 Produkten geprüft von 2 Monaten vor dem Black Friday bis 4 Monate danach. Das Ergebnis: Bei den meisten Produkten blieb der Preis gleich. Das Fazit der Sendung lautete: „Ein Tag, der günstige Preise verspricht, sie aber nicht bietet“. Die Rabatte beziehen sich häufig auf den „Originalpreis“, die sogenannte „unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers“, die UVP. Diese UVP ist aber meist deutlich höher als der tatsächliche Verkaufspreis. Daher sehen die Rabatte toll aus und triggern unser Belohnungssystem. Sie beziehen sich aber leider nicht auf den Verkaufspreis vom Donnerstag vor dem Black Friday. Von „idealo“ gibt es eine ähnliche Untersuchung. Sie haben 2021 die Preise von sogar knapp 10.000 Produkten bei 3.000 Händlern beobachtet. Die durchschnittliche Ersparnis am Black Friday lag dabei nicht bei 30%, 50% oder gar 70%, sondern bei durchschnittlich 5%.

 

Richtige Vorbereitung

Aus meiner Sicht ist eine gute Vorbereitung absolut erforderlich. Wenn wir am Black Friday in die Elektronik- und Klamottenläden oder Drogerien stürmen und alles kaufen, wo groß Rabatt draufsteht, dann werden wir uns vielleicht glücklich fühlen, aber vermutlich keine Schnäppchen machen. Daher sollten wir uns im Vorfeld überlegen, welche Produkte wir wirklich brauchen oder zu Weihnachten verschenken wollen. Und nur für diese Produkte dann wirklich am Black Friday auf die Suche nach Schnäppchen gehen.

Dann solltest Du zweitens für die Produkte auf Deinem Zettel wissen, was sie vor dem Black Friday gekostet haben. Nur so können wir echte Schnäppchen erkennen. Denn teilweise steigen Verkaufspreise sogar am Black Friday und werden mit einem großen Rabatt-Schild auf die UVP verkauft. In der schon genannten Untersuchung von „idealo“ kam übrigens auch heraus, dass die Preise im gesamten November relativ niedrig sind. Die Schnäppchen-Suche kann also schon Ende Oktober beginnen. Ab Dezember steigen die Preise dann meist wieder an, um die spontanen Weihnachtsshopper besonders abzukassieren.

 

Konsequenzen

Direkt nach dem Black Friday haben wir den Cyber-Monday, wo angeblich noch bessere Schnäppchen warten. Im letzten Jahr gaben die Konsumenten von Black Friday bis Cyber Monday knapp 5 Mrd. € aus, nur in Deutschland wohlgemerkt. Was den Verbrauch natürlicher Ressourcen angeht, ist dieser Konsumwahn ein Desaster.

Und wenn man bedenkt, dass bei Online-Käufen jede 6. Lieferung auch wieder zurückgeschickt wird, bei Kleidung sogar jede 2., ist das auch bezüglich Verpackungsmüll und CO2-Ausstoß verheerend. Zudem werden zurückgeschickte Waren in den seltensten Fällen wieder ins Lager genommen, sondern einfach in die Tonne geworfen und vernichtet. Das ist billiger, als das Produkt auf Benutzungsspuren und Beschädigungen zu prüfen und anschließend erneut anzubieten.

Die ganzen Rabattschlachten mit ihren unschönen Begleiterscheinungen sind letztendlich Ausdruck eines Systems, das sich vollkommen in Absurdität verrannt hat. Wir brauchen Wachstum und Umsatzsteigerungen, um unser Wirtschaftssystem am Laufen zu halten. Wenn wir aber mit diesem immer „schneller, höher und weiter“ nicht bald aufhören, dann werden wir den von Gott so wunderschön geschaffenen Planeten immer weiter zugrunde richten. Da würde es aber auch nicht helfen, den Black Friday abzuschaffen. Vielmehr müssen wir Konsumenten einen Unterschied machen. Indem wir unser Unterbewusstsein eben nicht von Rabatt-Aktionen beeinflussen lassen, sondern einen Konsum- und Lebensstil pflegen, der dem Auftrag an uns Menschen gerecht wird: Die Schöpfung nicht nur zu bebauen und zu verbauen, sondern eben auch zu bewahren.

 

Alternativen

Als Gegenpol zum Konsumwahn gibt es auch den Fair Friday oder Green Friday, mit dem nachhaltige, grüne Labels auch ein Stück vom Umsatzkuchen abhaben wollen. Teilweise verbinden Sie Verkäufe dann mit Baumpflanzaktionen oder Spenden einen Teil vom Umsatz. Diese Punkte triggern allerdings das gleiche neuronale Belohnungssystem und sollen uns dadurch zu einem Kauf verleiten. Daher gilt hier letztendlich die gleiche Aufforderung wie beim Black Friday: Kaufe nur das, was Du wirklich brauchst! Nur etwas zu kaufen, weil dann 10 Bäume gepflanzt werden, ist auch wieder sinnbefreit! Dann pflanze doch gleich die Bäume.

Konsequenter ist da schon der „Buy Nothing Day“, also ein bewusster Kontrapunkt zum Konsum des Black Friday. In Amerika fällt er auf den gleichen Tag wie der Black Friday, in Europa wird er eher am Samstag zwischen Black Friday und Cyber Monday begangen. Die Idee ist, an diesem Kauf-nix-Tag wirklich 24 Stunden auf jeglichen Konsum zu verzichten.

Wie intensiv nutzt Du den Black Friday oder den Cyber Monday? Wie reagiert Dein Unterbewusstsein auf Schnäppchen-Angebote? Schreib es uns gern unten in den Kommentaren.

 

Link zum Podcast „Oh du heiliges Geld“ (113)
Ist der Black Friday ein Good Friday?

Genuss – Fang an, Dein Leben zu genießen

Ich erlebe immer wieder, dass Christen manchmal einen Klemmer damit haben, etwas Materielles wirklich zu genießen! Dürfen wir als Christen unseren Überfluss oder zumindest einen Teil davon genießen?

Jesus fordert seine Zuhörer in Lukas 12,33 (NLB) auf: „Verkauft, was ihr habt, und gebt es den Bedürftigen!“ Ich selbst habe mir die Frage beim Hausbau gestellt: Ist es vernünftig, so viel Geld in Steine zu investieren? Was könnte man mit dem gleichen Geld auf der Erde Gutes tun. Das könnte aus meiner Sicht eine der Ursachen bei uns Christen sein, dass wir häufig in Opportunitätskosten denken. Wir überlegen unbewusst, was man mit dem Geld alles Gutes tun könnte, während wir es für uns selbst nutzen. Was es für Gelegenheiten, Alternativen gäbe, es vielleicht sinnvoller einzusetzen. Also: was sind die Opportunitätskosten meines Genusses? Dieses Vergleichen führt unweigerlich dazu, dass wir uns schlecht fühlen, denn es wird immer Menschen in Not geben, denen das Geld mehr Nutzen und mehr Sinn stiftet, als wenn ich es für mich nehme.

 

Innere Herzenshaltungen

1.

Es gibt teilweise ein Gottesbild, dass Gott als einen griesgrämigen Gott darstellt, der nur auf unsere Fehler wartet, um uns endlich wieder zu strafen. Doch ich bin mir sicher, dass Gott keine Freude und keinen Spaß hat, wenn er straft, das ist kein “Genuss” für ihn. Im Prophetenbuch Hesekiel, da sagt Gott in Kapitel 33,11 (NLB):

So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: ich freue mich nicht über den Tod eines gottlosen Menschen, sondern ich freue mich viel mehr, wenn er sein Verhalten ändert und am Leben bleibt.

Wir haben keinen Gott, der sich über Strafe definiert, sondern über Liebe. Gott sagt zu uns Menschen in Jeremia 31,3 (SLT):

Mit ewiger Liebe habe ich Dich geliebt!

Johannes greift diesen Gedanken auf, dass Gott uns liebt. Er schreibt in 1. Johannes 4,7-10 (NLB):

Liebe Freunde, lasst uns einander lieben, denn die Liebe kommt von Gott. Wer liebt, ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer aber nicht liebt, kennt Gott nicht – denn Gott ist Liebe. Gottes Liebe zu uns zeigt sich darin, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn das ewige Leben haben. Und das ist die wahre Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns zuerst geliebt und hat seinen Sohn gesandt, damit er uns von unserer Schuld befreit.

Ich glaube, wenn wir nicht genießen, weil wir Angst vor einer Strafe Gottes haben, steht dahinter ein falsches Gottesbild. Wir haben einen Gott, der es gut mit uns meint!

In der Liebe gibt es keine Furcht, denn Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Wer noch Angst hat, rechnet mit Strafe. Bei ihm hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.

(1. Johannes 4,18; NeÜ)

2.

Eine weitere innere Haltung ist ein christliches Leistungsdenken. Die Frommen nennen das Werksgerechtigkeit. Das meint, dass wir uns unser Heil durch gute Taten bei Gott erkaufen, uns verdienen wollen. Also versuchen wir, besonders gut zu leben, um Gott damit zu beeindrucken. Also nicht falsch verstehen, ein gutes und gottesfürchtiges Leben zu führen ist eine sehr gute Sache, das ist absolut biblisch! Aber es kommt aus meiner Sicht auf die Motivation dahinter an! Verhalte ich mich aus Dankbarkeit so, weil Gott uns zuerst geliebt hat, wie wir es eben gelesen haben. Oder versuche ich, Gott mit meinen guten Taten zu beeindrucken?

Da ist die Bibel auch wieder sehr klar und sagt, dass wir aus eigener Kraft vor Gott nicht gerecht sein können. Jesus ist der einzige Weg zu Gott, niemand kommt zum Vater im Himmel außer durch ihn. Meine guten Taten können also nur eine Folge davon sein, dass Jesus uns rettet, aber nicht der Ausgangspunkt, um vor Gott gut dazustehen.

3.

Manchmal nehme ich es so war, dass Verzicht auch ein nach außen getragenes Zeichen von besonderer Frömmigkeit ist. Und dann wird eine ganz strenge, manchmal fast leidende Miene aufgesetzt, sodass jeder sofort sehen kann, was für ein großes schweres Opfer das ist. Wir verzichten dann nicht aus Liebe, sondern aus Pflichtgefühl.

Jesus sagt in der Bergpredigt in Matthäus 4:

Wenn ihr Gutes tut, dann tut es nicht öffentlich, nur damit ihr bewundert werdet… Wenn ihr z.B. fastet, dann schaut nicht so drein wie die Heuchler! Sie setzen eine wehleidige Miene auf…, damit jeder merkt, dass sie fasten. Ich versichere euch: Diese Leute haben ihren Lohn schon erhalten! Bei dir soll es anders sein: Wenn du fastest, dann pflege dein Äußeres so, dass keiner etwas von deinem Verzicht merkt – außer deinem Vater im Himmel. Denn er ist auch da, wo niemand zuschaut. Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.

Also, wo Verzicht auf Genuss als Zeichen einer besonderen Frömmigkeit zur Schau gestellt wird, liegt auch etwas im Argen. Auch hier ist die Motivation nicht so, wie Jesus es sich wünscht.

 

Arbeit und Genuss

Als Eva und Adam das Paradies nach dem Sündenfall verlassen mussten, da sagte Gott zu Adam:

Weil du auf deine Frau gehört und von der verbotenen Frucht gegessen hast, soll der Ackerboden deinetwegen verflucht sein. Dein ganzes Leben lang wirst du dich abmühen, um dich davon zu ernähren.

(1. Mose 3,17; NLB)

Arbeit und Mühe gehören seither zum Leben der Menschen dazu. Das ist jetzt noch keine besondere Erkenntnis, vermutlich nichts Neues. Aber Gott hat uns auch einen Ausgleich für diese Mühe geschenkt! Das lesen wir in Prediger 9,9 (NLB):

Sei glücklich mit der Frau, die du liebst; genieß jeden flüchtigen Tag deines kurzen Lebens, das Gott dir auf dieser Erde gegeben hat. Denn das ist der Lohn, den du für deine irdischen Mühen bekommst.

Durch Jesus Christus sind wir frei von jedem Fluch. Aber natürlich spüren wir harte Arbeit an unserem Körper. Das geht auf keinen Fall spurlos an uns vorbei. Arbeit ohne Last wird es wohl erst im Himmel geben. Aber der Lohn für diese Mühe ist, dass wir jeden Tag unseres kurzen Lebens genießen sollen! Und übrigens nicht nur am Sonntag oder am Sabbat, sondern jeden Tag, so sagt es der Prediger. Daher würde ich nicht sagen, dass jeder Genuss etwas Unnötiges oder gar Sündiges ist.

 

Überdosis

Ich fürchte, fast alles Gute, dass Gott uns schenkt, kann in einer Überdosis auch ins Gegenteil verkehrt werden. Gerade in unserer Gesellschaft habe ich teilweise den Eindruck, dass Genuss und Spaß zum obersten Lebenssinn erhoben werden.

Das ist übrigens nicht ganz neu, schon in der Antike gab es die philosophische Lehre des Hedonismus. Danach ist das Streben nach Lust und Genuss das höchste ethische Prinzip! Das private Glück liegt demnach in der dauerhaften Erfüllung der eigenen physischen und psychischen Lust. Der Hedonismus geht zurück auf Aristippos von Kyrene, der ca. 400 Jahre v. Chr. lebte und ein Zeitgenosse von Sokrates war.

Wenn Ihr unseren Online-Kurs mitgemacht habt, kennt ihr unsere Gedanken zur geistlichen Dimension hinter dem Hedonismus unserer Zeit. Ich glaube, dass es gerade die spirituelle Leere unserer Zeit den Werbestrategen so leicht macht, Produkte mit besonderen Werten aufzuladen. Also Werte nicht im Sinne von Euro-Werten, sondern Werte im Sinne von moralischen Idealen oder immateriellen Zielen. Ich denke an Unabhängigkeit, Glück, Hoffnung, Freiheit, Abenteuer, Selbstwert, Bestätigung usw.

Der Konsum von privaten Haushalten in Deutschland hat sich von 1991 bis 2019 mehr als verdoppelt! An der Medizinischen Hochschule in Hannover, forscht Frau Prof. Dr. Dr. Astrid Müller zum Thema pathologisches, also krankhaftes Kaufen. Sie schreibt dort u.a.: „Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung ist stark kaufsuchtgefährdet… Kaufsüchtige sind im Moment des Kaufens davon überzeugt, dass sie die Ware auch tatsächlich brauchen… Das Kaufen wird dazu genutzt, sich besser oder selbstbewusster zu fühlen oder um negative Gefühlzustände zu überdecken. Das Stimmungshoch ist aber von kurzer Dauer, da sich nach dem Kaufakt Einsicht und Reue einstellen.“ [1]

Ich glaube, das Fatale ist tatsächlich, dass wir nicht nur irgendwelche Werte, sondern teilweise auch unseren eigenen Wert über den Genuss von Konsumgütern definieren. Dabei ist unsere Beziehung zu Jesus Christus letztendlich das einzige, das uns einen bleibenden, ewigen Wert gibt. Auf jeden Fall nicht der Konsum oder der Genuss.

König Salomo, einer der reichsten Männer seiner Zeit, der wirklich ausgiebig und intensiv gelebt hat, schreibt folgendes:

Wenn mir etwas ins Auge stach, was ich haben wollte, nahm ich es mir. Ich versagte mir keine einzige Freude. Und ich freute mich bei all den Mühen, die ich hatte – das war gleichsam ein Nebenlohn meiner Anstrengungen. Doch als ich alles prüfend betrachtete, was ich mir mit meinen Händen erworben hatte, … merkte ich, dass alles sinnlos war. Es war so unnütz wie der Versuch, den Wind einzufangen. Es gibt keinen bleibenden Gewinn auf dieser Welt.

(Prediger 2,10-11; NLB)

König Salomo hat erkannt, dass es im Leben so viel Wichtigeres gibt als materiellen Genuss. Jesus sagt in Lukas 9,25 (NLB):

Was nützt es, die ganze Welt zu gewinnen, aber dabei an der eigenen Seele Schaden zu nehmen oder sie zu verlieren?

Genuss, Geld und Reichtum können vergehen, dann ist es umso wichtiger, intakte Beziehungen zu haben, die einen tragen und halten. Beziehungen zu Menschen, aber auch zu Gott!

 

Zufriedenheit

Paulus schreibt in 1. Timotheus 6,6-7 (NGÜ) über echten Gewinn:

Nun, ein Leben in der Ehrfurcht vor Gott bringt tatsächlich großen Gewinn, vorausgesetzt, man kann sich – was den irdischen Besitz betrifft – mit wenigem zufrieden geben. Oder haben wir etwas mitgebracht, als wir in diese Welt kamen? Nicht das Geringste! Und wir werden auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie wieder verlassen.

Paulus nennt hier neben dem wahren Glauben einen weiteren Punkt, der aus meiner Sicht für einen gesunden Genuss elementar ist: Zufriedenheit! Wenn ich etwas genieße, dann kann ich es nur mit einem zufriedenen Herzen wirklich genießen:

  • nicht die Opportunitätskosten bedauern,
  • mich nicht mit anderen vergleichen, die aus meiner Sicht womöglich viel mehr oder besser genießen können

Ein zufriedenes Genießen funktioniert auch nur, wenn wir komplett im hier und jetzt sind. Wenn wir noch mit den Gedanken an der Vergangenheit hängen oder schon wieder über die nächsten Aufgaben nachdenken, die vor uns liegen, werden wir nicht die Ruhe finden, um genießen zu können!

 

Dankbarkeit

Wenn wir mit Dankbarkeit im Herzen genießen, dann ehren wir damit auch Gott. So heißt es in Psalm 50,23 (HFA):

Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Er macht den Weg frei, auf dem ich ihm Rettung bringe!

Dank kann auch ein Opfer sein! Einfach ein Geschenk annehmen, ohne Wenn und Aber, das fällt uns manchmal schwer! Auch da können wir Dank als Opfer sehen und lernen dankbar anzunehmen!

 

Das größte Geschenk

Ich denke, wer Gott als Geber anerkennt und sich nicht nur ums sich selbst dreht, der wird noch viel mehr finden als weltlichen Genuss! Er wird Gottes größtes Geschenk an uns finden: Ewiges Leben! Denn hier kommt die Welt an ihre Grenzen: Keine Werbung kann uns mit ewigem Leben locken. Daher steht einer meiner Lieblingsverse zum Thema Genuss in 1. Timotheus 6,17 (NGÜ):

Schärfe denen, die es in dieser Welt zu Reichtum gebracht haben, ein, nicht überheblich zu sein und ihre Hoffnung nicht auf etwas so Unbeständiges wie den Reichtum zu setzen, sondern auf Gott! Denn Gott gibt uns alles, was wir brauchen, in reichem Maß und möchte, dass wir Freude daran haben.

 

Balance

Wenn ich genieße, möchte ich darauf achten, dass durch meinen Genuss möglichst weder Menschen ausgebeutet, noch die Schöpfung zerstört wird! Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Erlaubnis Gottes zum Genuss als Freifahrtschein missbraucht wird, sich nicht um die Folgen des eigenen Konsums und Genusses kümmern zu müssen.

Genuss ist mein Lohn, aber trotzdem sollte er nicht völlig losgelöst von der Welt gelebt werden, in die uns Gott gestellt hat. Wie ist es beim Genuss von z.B. Klamotten, die unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen hergestellt wurden? Beim Genuss eines Autos oder eines Urlaubs, der einen katastrophalen ökologischen Fußabdruck hinterlässt? Gar nicht so einfach, hier nicht wieder in Opportunitätskosten zu denken!

Ich glaube, hier können wir nur Gott um Weisheit bitten, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir brauchen einfache eine gute Balance zwischen Genuss und Gerechtigkeit, zwischen Konsum und Verantwortung.

In Jeremia 22,15-16 (HFA) spricht der Prophet zum König von Juda, zu Joahas über dessen Vater Josia:

Bist du deshalb ein großer König, weil du prunkvolle Bauten aus Zedernholz errichtest, die schöner sind als andere? Auch dein Vater hat sein Leben genossen, doch er sorgte für Recht und Gerechtigkeit, und darum ging es ihm gut. Er verhalf den Armen und Bedürftigen zu ihrem Recht und hatte Erfolg bei dem, was er tat. Wer so lebt, hat mich, den Herrn, wirklich erkannt.

König Josia hat das Leben genossen, und gleichzeitig hat er sich für Recht und Gerechtigkeit eingesetzt. Und Gott sagt: Ja, es ist ok! Du darfst Dein Leben genießen! Aber vergiss darüber hinaus nicht, worauf es wirklich ankommt im Leben!

Wenn unser Leben davon geprägt ist, dass wir immer wieder Gemeinschaft mit unserem himmlischen Papa im Himmel haben, werden wir auch gute Entscheidungen treffen. Die können ganz individuell ausfallen. Jesus ist immer wieder alleine gewesen mit Gott. Dort hat er sich an seine Identität erinnert und hat die liebevollen Worte seines Vaters gehört. Danach kam er wieder mit Menschen zusammen und hat die unterschiedlichsten Wunder getan, gepredigt oder gefeiert.
Für mich ist auch das Genuss. Einfach da zu sein und sich angenommen wissen von Gott. Über die Schönheit der Natur oder einfach über seine Liebe staunen.

 

Fazit

Ja, auch Christen dürfen das Leben, dürfen die Schöpfung und dürfen vom Überfluss genießen. Wir dürfen dankbar und zufrieden sein und genießen! Gott schenkt dem Sämann nicht nur Samen für das nächste Jahr, sondern auch Getreide für das Brot, um es mit der Familie zu genießen. Beides gehört zusammen und sollte nicht einseitig gelebt werden: Der Genuss und die Gerechtigkeit. Und das in dem Wissen, dass Gott nicht nur das Brot, sondern auch die Fähigkeit schenkt, überhaupt genießen zu können. Auch das ist ein Geschenk Gottes!

Das Beste, was ein Mensch da tun kann, ist: essen und trinken und die Früchte seiner Arbeit genießen. Doch ich weiß: Das kann nur Gott ihm schenken!

(Prediger 2,24; HFA)

[1] https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/sucht/kaufsucht-wenn-konsum-zur-krankheit-wird/

 

Link zum Podcast „Oh du heiliges Geld“ (085)