Biblische Anweisungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Biblische Anweisungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

In den Folgen 7 bis 9 unseres Podcasts vom Dezember 2019 hatten wir über das Thema „Arbeiten“ gesprochen. Zum Einstieg fasse ich nochmal kurz die inhaltlichen Grundlagen aus den Folgen zusammen:

Arbeit ist kein Fluch:

Gott hat die Arbeit als etwas Positives für uns Menschen erdacht und sie zu seinem Nutzen geschaffen (1. Mose 2,15). Anders als häufig argumentiert ist die Arbeit keine Folge des Sündenfalls, sondern von Gott den Menschen bereits vor dem Sündenfall aufgetragen worden.

Die 6 Tagewoche:

Das Arbeiten gehört zu Gottes gutem Plan für unser Leben, sodass sich die Arbeit sogar in den 10 Geboten wiederfindet. In guter Lutherischer Tradition verkürzen wir das dritte Gebot häufig einseitig auf den Aspekt: „Du sollst den Feiertrag heiligen!“

Aber wenn wir im Original nachlesen, ist das dritte Gebot in Wahrheit ein Doppelgebot mit einer 2. Aussage: „Sechs Tage sollst Du arbeiten!“ (2. Mose 20,9). Das überlesen wir zwar gerne, aber selbst der Apostel Paulus greift den Gedanken auf und betont, dass die Arbeit eine wichtige Notwendigkeit für unser Leben ist: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“ (2. Thess. 3,10-13).

Charakterschule:

Gott kann unsere Arbeit als Instrument nutzen, mit dem er unseren Charakter formt und uns ihm ähnlicher werden lässt. Ein Zimmermann baut nicht nur ein Haus, sondern jedes Haus baut auch den Zimmermann: sein Talent, seine Erfahrungswerte und seine Kompetenz werden gestärkt und erweitert.

Gottes Aufgabenbereich

Für mich persönlich gehört mein Arbeitsplatz zum Herrschaftsbereich Jesu. Die Bibel lehrt uns, dass Gott höchstpersönlich sich dieses Lebensbereichs annehmen möchte:

1. Gott schenkt Dir Gaben und Fähigkeiten!

Dabei meine ich nur übernatürliche geistliche Gaben wie Prophetie oder Erkenntnis. Gott kann uns auch ganz praktische Fähigkeiten schenken, manchmal sogar von einem Tag auf den anderen. So lesen für es z.B. von den Handwerkern, die das Heiligtum der Stiftshütte anfertigen sollten (2. Mose 36,1). Bis heute schenkt Gott neue Fähigkeiten, zum Beispiel zum Lernen einer Fremdsprache oder zum Umgang mit Menschen.

2. Gott selbst kümmert sich um Dein berufliches Vorankommen!

In Psalm 75 heißt es ab Vers 7: „Wahre Größe kann kein Mensch verleihen… Gott allein ist Richter. Den einen lässt er fallen, den anderen bringt er zu Ansehen und Macht!“ Es ist also nicht Dein Chef, der das letzte Wort über Deine Beförderung hat, sondern Gott. Er kann Dich zu Ansehen und Macht bringen! Daher sollen wir auch zuallererst für Gott arbeiten, und nicht primär für Menschen oder Vorgesetzte (Kolosser 3,23-24).

3. Gott schenkt Dir beruflichen Erfolg!

Über Josef lesen wir im Alten Testament in 1. Mose 39,2-3: „Der Herr half Josef. Ihm glückte alles, was er unternahm. Potifar (sein Chef) sah, dass der Herr ihm Erfolg schenkte!“ Das ist nun vielleicht für den einen oder anderen auch eine schlechte Nachricht: Dein Erfolg bei der Arbeit ist nicht in erster Linie Dein eigener Verdienst, sondern ein Geschenk Gottes!

Diese drei Aufgaben gehören nach biblischem Verständnis zu Gottes Aufgabenbereich. Wie so häufig wäre es aber nur die halbe Wahrheit, an dieser Stelle aufzuhören, denn auch wir Menschen bekommen in der Bibel klare Aufgaben zum Thema Arbeiten zugewiesen.

Unser Aufgabenbereich

  • Unsere erste Aufgabe ist unsere grundlegende Einstellung zur Arbeit:. „Denkt bei allem daran, dass ihr für Gott und nicht für Menschen arbeitet. Als Lohn wird Gott euch das Erbe geben, das versprochen hat. Das wisst ihr ja. Denn Jesus Christus ist eurer wahrer Chef!“ So lesen wir es in Kolosser 3,23-24. Mache Dir selbst in einer ruhigen Minute bewusst, was es für Auswirkungen hat, wenn Jesus Christus Dein oberster Chef bei Deiner Arbeit ist!
  • Wenn wir mit dieser Einstellung an unserem Arbeitsplatz für Jesus Christus arbeiten, dann sagt die Bibel, dass wir all-in gehen sollen, das ist unsere zweite Aufgabe. Immer wieder betont die Bibel, dass wir unsere Arbeit mit maximalem Fleiß und vollem Arbeitseifer tun sollen. Das möchte ich an zwei ausgewählten Bibelstellen verdeutlichen, die Bibel enthält viele dieser Aussagen:

Alles, was Du tun kannst, wozu deine Kraft ausreicht, das tu!

(Prediger 9,10)

Wer seine Arbeit nachlässig tut, richtet genauso viel Schaden an wie einer, der alles zerstört.

(Sprüche 18,9)

Warum ist da so? Ich denke, wir sind auch an unserem Arbeitsplatz ein Botschafter Gottes. Niemand soll uns bei der Arbeit sehen und dabei auf den Gedanken kommen, Faulheit oder Mittelmaß hätten auch nur eine Winzigkeit mit dem Reich Gottes zu tun!

  • Um an dieser Stelle nicht für die Arbeit auszubrennen, gibt uns die Bibel wertvolle Maßstäbe für unsere Prioritäten an die Hand:
  1. „Kümmert Euch vor allem um das Reich Gottes und lebt nach Gottes Willen!“ So sagt Jesus es in Mat. 6,33. Der Gedanke greift das erste der Zehn Gebote auf: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir (auch die Arbeit soll also nicht zum Götzen werden).
  2. An zweiter Stelle der Prioritätenliste nennt die Bibel klar die Familie: Aus Sicht der Männer (ich bin selbst einer) steht unsere Ehefrau ganz oben: die sollen wir Männer nach Eph. 5,25 genauso lieben, wie Jesus die Gemeinde liebt (also mit höchster Priorität in allen Lebensbereichen). Danach folgen die Kinder (z.B. Spr. 22,6 oder Eph. 6,4). Natürlich umfasst die Familie im biblischen Sinne auch die Eltern (denke z.B. an das 4. Gebot) und alle anderen Familienmitglieder, die unter meinem Dach oder in meiner Nähe wohnen (1. Tim. 5,8). Und nicht vergessen sollten wir uns selbst als Teil unserer Familie. Auch wir selbst brauchen Zeiten der Ruhe und der Erholung.

Wenn wir uns bei der Arbeit also derart reinhängen und so viel Zeit und Energie in die Arbeit investieren, dass unsere Beziehung zu Gott oder unsere Beziehung zu unserer Familie darunter leiden, dann setzen wir die falschen Prioritäten.

In unserer Podcast-Folge zum diesem Thema hatten wir nicht mehr die Zeit, auf praktische biblische Hinweise für Arbeitnehmer und Arbeitgeber einzugehen, das wollen wir an dieser Stelle nachholen.

Konkrete Anweisungen für Arbeitnehmer

In biblischen Zeiten gab es natürlich keine typischen Arbeitnehmer, so wie wir sie heute kennen. Trotzdem können wir wertvolle Hinweise für Arbeitnehmer aus der Bibel ableiten, z.B. aus dem alttestamentlichen Buch Daniel. Daniel war ein Judäer, der im Jahre 597 v.Chr. mit drei Freunden durch die Truppen Nebukadnezzars nach Babylonien verschleppt wurde. Obwohl er ein Gefangener war, machte er am Königshof Karriere und wurde sogar Stadthalter über das ganze Reich.

Am bekanntesten sind vermutlich seine Erlebnisse im Feuerofen und in der Löwengrube. Wegen seines Glaubens an Gott und seiner Weigerung, jemand anderen als diesen Gott seiner Väter anzubeten, war er in beiden Geschichten verurteilt werden. Und in beiden Fällen rettete Gott ihn auf übernatürliche Weise vor dem sicheren Tod. Was können wir nun von diesem Mann Gottes lernen? Wenn Ihr mögt, könnt Ihr die Geschichte von der Löwengrube in Kapitel 6 im Buch Daniel nachlesen.

1. Sei gewissenhaft und treu!Daniels Kollegen wollten David aus dem Weg räumen, doch sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden, denn er war weder nachlässig noch bestechlich (Vers 5). Auf christliche Mitarbeiter kann sich ein Arbeitgeber verlassen, da sie treu und zuverlässig arbeiten und ehrlich gegenüber ihrem Vorgesetzten sind.
2. Arbeite nicht ohne Gebet!Ein christlicher Arbeitnehmer ist ein betender Arbeitnehmer. Von Daniel lesen wir in Vers 11, dass er und er dreimal am Tag auf die Knie niederfiel und betete und dankte vor seinem Gott. Daniel leitete das mächtigste Land der damaligen Zeit, nicht als König, sondern als angestellter Statthalter. Trotzdem war das Gebet ihm so wichtig, dass er wertvolle Arbeitszeit dafür opferte und sogar sein Leben riskierte. Luther hatte diesen Stellenwert des Gebets erkannt, denn er schrieb u.a.: „Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.“ Oder: „Ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.“
3. Respektiere und segne Deine Vorgesetzten!Daniels Chef, der König, hatte sich von Daniels Widersachern ausnutzen und missbrauchen lassen. Als Daniel daraufhin vor seinen König trat, sagte er in Vers 22: „O König, mögest du ewig leben!“ Er hätte allen Grund gehabt, wütend und enttäuscht von seinem Arbeitgeber zu sein, doch anstatt zu fluchen, begegnet er ihm mit Respekt und segnet ihn sogar. Dies deckt sich mit dem neutestamentlichen Befund aus 1. Petrus 2,18: „Ihr, die ihr Sklaven seid, ordnet euch euren Herren unter. Tut, was sie euch sagen, und zwar nicht nur, wenn sie freundlich und vernünftig sind, sondern selbst dann, wenn sie ungerecht handeln.“
4. Achte Deine Kollegen!Wenn Menschen zusammenarbeiten, kann es leicht zu Rivalität kommen, z.B. um die Gunst des Vorgesetzten oder eine Beförderung. Eine Folge davon kann Mobbing sein. Daniel sollte von seinem Kollegen sogar umgebracht werden. Dennoch lässt sich kein Hinweis finden, dass Daniel schlecht über seine Kollegen vor dem König gesprochen hätte. Damit befolgt er den Rat aus Sprüche 30,10: „Verleumde keinen Diener bei seinem Herrn, sonst wird er dich verfluchen und du wirst dafür büßen müssen.“
5. Sprich offen von Deinem Glauben!Daniel sprach bei seiner Arbeit von seinem Gott und erklärte, woher er seine Weisheit und seine Fähigkeiten besaß (s.o.). Gleichzeitig war seine Prioritätenliste (s.o.) seinem Chef bekannt. So lernte der König diesen Gott kennen und konnte in Vers 21 bekennen: „Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen retten können?“
6. Stell die Arbeit nicht über Gott!Wenn deine Vorgesetzten oder Kollgegen etwas von Dir verlangen, dass die Bibel eindeutig als Sünde bezeichnet (z.B. Schwarzarbeit als Form des Diebstahls), dann gehorche Gott mehr als den Menschen! Daniel weigerte sich, den König anzubeten, sondern blieb seiner Gewohnheit treu, 3x täglich zum lebendigen Gott zu beten (Vers 11). Gott belohnte die Treue Daniels und verschaffte ihm Ruhe vor seinen Widersachern.

Konkrete Anweisungen für Arbeitgeber

Zunächst ist jeder Arbeitgeber selbst ein Arbeitnehmer. nämlich dann, wenn er erkennt, dass sein Unternehmen eigentlich gar nicht ihm gehört, sondern Gott, und er von Gott auch nur als Verwalter in diesem Unternehmen angestellt ist. Damit treffen die Anweisungen für Arbeitnehmer auch für Arbeitgeber zu. Zusätzlich lassen sich weitere Anforderungen an Arbeitgeber aus der Bibel ableiten:

1. Diene Deinen Mitarbeitern!„Wer groß sein will, der soll den anderen dienen!“ So sagt Jesus es in Matthäus 20,26. In Kolosser 4,1 schreibt der Apostel Paulus: „Ihr Herren, geht gerecht mit euren Sklaven um und behandelt sie fair. Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn habt, und dieser Herr ist im Himmel.“ Hierzu gehärt z.B., gerecht mit seinen Mitarbeitern umzugehen (Hiob 31,13-14), für seine Mitarbeiter von anderen Mitarbeitern oder vor Externen einzustehen und sie zu fördern, z.B. durch Fortbildungen.
2. Sei kommunikationsfähig und transparent!Der Turmbau zu Babel in 1. Mose 11 ist ein Beispiel dafür, dass eine gute Kommunikation und ein gemeinsamer Wille die Grundlagen sind, um jedes Vorhaben gelingen zu lassen, so sagt Gott es selbst über die Menschen in Vers 6. Auf der anderen Seite sprach auch Jesus mit seinen Jüngern immer offen über den Preis der Nachfolge, ohne etwas schönzureden (z.B. in Lukas 14,25-33).
3. Zahle den Lohn angemessen und pünktlich!„Und ich werde mich euch nahen zum Gericht… gegen die, welche den Lohn der Tagelöhner verkürzen“ (Maleachi 3,5). „Arme und bedürftige Arbeiter sollt ihr nicht übervorteilen… Zahlt ihnen ihren Lohn jeden Tag vor Sonnenuntergang aus, denn sie sind arm und dringend darauf angewiesen. Sonst rufen sie vielleicht zum Herrn um Hilfe und ihr macht euch schuldig.“
4. Bete für gläubige Mitarbeiter!In der Bibel finden wir Beispiele dafür, dass ein Herr (Arbeitgeber) durch gläubige Diener (Arbeitnehmer) gesegnet werden: „Tu mir doch den Gefallen und bleib bei mir“, bat Laban. „Ich habe gemerkt, dass der Herr mich deinetwegen gesegnet hat“ (1. Mose 30,27). Oder: „Schon bald übertrug Potifar Josef die Aufsicht über sein Haus und die Verwaltung seines gesamten Besitzes. Von jenem Tag an segnete der Herr Potifar um Josefs willen. Alle Arbeiten im Haus gelangen, die Ernte fiel gut aus und sein Viehbestand vergrößerte sich ständig“ (1. Mose 39,4-5).

Darüber hinaus gibt die Bibel weitere Anweisungen für Arbeitgeber bzw. Firmeninhaber, die sich nicht auf den Umgang mit Mitarbeitern beziehen. So sollten die Inhaber von Firmen langfristig denken und planen. Hierzu gehört es, Gewinne nicht vorschnell aus dem Unternehmen zu entnehmen, sondern Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden (vgl. Josephs Umgang mit den 7 fetten Jahren im Alten Testament).

Auch sollen Inhaber die Gewinne Ihrer Firma liebevoll und barmherzig verteilen (z.B. nicht nur an Aktionäre oder sich selbst als Geber des Finanzkapitals, sondern auch an die Mitarbeiter als Geber des Humankapitals). Und sie sollen nach 3. Mose 19,9-10 einen nicht unerheblichen Teil an Bedürftige geben:

Wenn ihr die Ernte in eurem Land einbringt, dann sollt ihr das Getreide nicht bis zum äußersten Rand eurer Felder abschneiden und keine Nachlese halten. Auch in euren Weinbergen sollt ihr keine Nachlese halten und die Trauben, die zu Boden fallen, nicht aufsammeln. Lasst sie für die Armen und die Ausländer liegen. Ich bin der Herr, euer Gott.

Wie Unternehmen im biblischen Sinne mit Gewinnen umgehen können und wie aus Firmen echte Unternehmen Gottes werden, ist einen eigenen Beitrag wert.

Taugt Gold zur Altersvorsorge? Ein Streitgespräch…

Taugt Gold zur Altersvorsorge? Ein Streitgespräch…

Stellen wir uns einmal vor, wir schreiben das Jahr 2028. Alle apokalyptischen Finanzexperten hätten Recht gehabt und die Welt bräche wirklich bald zusammen: Die Vision der gemeinsamen Vereinigung innerhalb Europas ist gescheitert! Nach dem Brexit folgte der Itexit und der Grexit. Der amerikanische Industriestaat hat sich abgeschottet und lebt autark von und mit sich allein. Die chinesische Wirtschaft ist zum Erliegen gekommen, da die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen nicht mehr standhalten konnten.

Die Digitalisierung und Automatisierung hat die Arbeitslosigkeit weltweit in die Höhe getrieben. Wenigstens aber fahren wir mit Elektroautos völlig autonom. Also besser gesagt wir werden gefahren.

Die Kapitalmärkte sind so orientierungslos wie nie zuvor: Die weltweiten Aktienmärkte sind eingebrochen und haben Tiefstände erreicht, die bisher undenkbar waren. Weit über den Ausmaßen der Dot-Com Blase, der Finanz- und Eurokrise hinaus.

Die Preise für Grundnahrungsmittel verbuchen jedes Jahr neue Rekordsteigerungen, sodass abgesehen von einigen wenigen Spekulanten weite Teile der europäischen Bevölkerung hungern. Dennoch verbrauchen wir bereits im März die Ressourcen, die uns für das komplette Jahr zur Verfügung gestanden hätten.

Das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem ist nur noch in wenigen Dörfern ohne Internetanschluss zu finden… aber zum Glück gibt es ja noch das gute alte Gold!?

Contra: Lieber Alex…

„Glaubst Du wirklich, dass in diesem ganzen Chaos eine Geldanlage gibt, die es geschafft hat, sich wacker zu halten? Was hast Du von dem bisschen Gold, das Du dann noch hast? Glaubst du wirklich, dass dich das gelb leuchtende „Etwas“ dann zufrieden stellen wird? Dass es dir helfen und Sicherheit spenden wird? Dass du als einziger Mohikaner noch ein Brötchen beim Bäcker bekommst, weil du ihm eine Goldmünze auf den Tresen legen kannst?“

„Was für einen Nutzen hat Gold denn überhaupt? Die Frage gilt letztendlich für alle Edelmetalle und seltenen Erden, die man sich so kaufen und denen man vertrauen kann, dass sie Sicherheit geben. Grundlegend ist hier schon einmal festzustellen, dass Gold selbst nach wie vor zu über 50 % (Quelle: Deutsche Bank) für die Schmuckindustrie verwendet wird. Das erklärt auch die meist jährlichen Kurssprünge im Herbst. Denn dann ist Hochzeitshochsaison in Indien und Gold ist dort eins der beliebtesten Geschenke. Doch China hat Indien mittlerweile als größten Goldkäufer abgelöst. „

„Und überhaupt: Um auch nur 5 Gramm Gold zu fördern, muss eine Tonne Erz mit Unmengen Wasser und giftigen Chemikalien wie z.B. Quecksilber „gewaschen“ werden. Für ein paar Krumen Gold werden Tonnen an Gestein und Boden verseucht. Ganz zu schweigen von der Gesundheit der Arbeiter, die in Südafrika am Witwatersrand, oder in Australien, den USA, Ländern der ehemalige Sowjetunion oder China in die Mienen steigen. Oder denken wir an andere Edelmetalle, für deren Abbau die das Leben von Kindersoldaten alles andere als „gefördert“ wird. Dazu kommt gerade ein Lied von Silbermond in den Sinn: https://www.youtube.com/watch?v=TpbPdOL_3as“

„Der Abbau von Gold und Silber ist also alles andere als umweltverträglich oder fair, und steht auch historisch als Sinnbild von Ausbeutung und Gier. Wenn schon Gold, dann wenigstens über Recycling: Aus einer Tonne Computer-Leiterplatten erhalten wir immerhin 200 Gramm Alt-Gold (40x mehr als aus dem Boden).„

„Du erzählst mir, Gold sei endlich und kann nur noch wenige Jahrzehnte in den Minen gefördert werden. Dieses Phänomen will uns auch deutlich machen, dass Gold einen endlichen Wert hat und somit es immer einen guten Preis dafür geben wird… Wären da nur nicht die die Zentralbanken dieser Welt! „

„Alleine die deutsche Bundesbank sitzt per Januar 2018 auf rund 3.400 Tonnen Gold. Doch was macht sie damit? Ja, ehrlich gesagt: nichts! Sie verwahrt es nur! So wie die Investoren und wie die kleinen Goldsparer. Sie vergraben es bildlich in der Erde und warten auf den jüngsten Tag. Ganz so, wie der dritte Knecht im Gleichnis von den Talenten aus Matthäus 25. Wie reagiert Jesus auf sein Handeln? „Du böser und fauler Mensch! Du hast also gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Da hättest du mein Geld doch wenigstens zur Bank bringen können; dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückbekommen!“ (Vers 26)“

„Sollte Gold doch irgendwann einen echten Nutzen stiften können, so wäre die Bundesbank in der Lage, innerhalb kürzester Zeit ihre Reserven zu verkaufen. Aber so naiv wie wir als Investoren denken, so glaubt wohl auch noch die Bundesbank an den unerschöpflichen Wert des gelb glänzenden Edelmetalls. Sollte aber allein die deutsche Bundesbank Teile ihrer Tonnen an Gold an den Mann bringen wollen, wäre das eine deutliche Ausweitung des Angebotes und damit ein neuer Einflussfaktor für drastisch fallende Goldpreise. Alex, am Ende bleibt Gold ein recht langweiliges, sinnbefreites, unnützes Edelmetall das gelb glänzt und Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht, nicht nur Hananias und seine Frau Saphira. Doch am Ende wirklich nüchtern betrachtet bleibt es… wertlos!“

„Mein lieber Alex: Am Ende bleibt Gold ein recht langweiliges, sinnbefreites, unnützes Edelmetall das gelb glänzt und Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht, nicht nur Hananias und seine Frau Saphira. Doch am Ende wirklich nüchtern betrachtet bleibt es… wertlos!“

Liebe Grüße, Sebastian

Pro: Lieber Sebastian…

„Natürlich kann Gold uns in einer Krise wie der oben skizzierten nicht weiterbringen oder gar versorgen. Für ein wenig abgefeilten Goldstaub erhalten wir keine Scheibe Brot. Das funktioniert aber auch nicht mit Geldscheinen, hinter deren Wert wir einfach 20 Nullen malen, oder mit Fonds, die uns einen Minianteil an weitentfernten Unternehmen verbriefen, die es auf dem Höhepunkt der Krise gar nicht mehr gibt.“

„Bei der Anlage in Gold geht es auch nicht um eine Wertsteigerung: 1 kg Gold wird nach derzeitigem Stand der Technik und Wissenschaft nicht mehr, selbst wenn es 100 Jahre und länger im Tresor liegt. Aus meiner Sicht dient Gold nicht der Wertsteigerung, sondern dem Werterhalt. Hierfür ist Gold immerhin die einzige uns Menschen bekannte Anlageform, die seit mehreren tausend Jahren funktioniert. Wenn eine Anlageform über mehr als 2.000 Jahre in den unterschiedlichsten Kulturen Bestand hat, dann scheint die Theorie dahinter nicht gänzlich abwegig, oder?“

„Eine hochwertige Tunika als modisches Kleidungsstück kostete im alten Rom ca. 100 Jahre vor Christi Geburt eine Unze Gold. Ein hochwertiger, von Hand maßgeschneiderter Anzug kostet heute noch immer ca. 1 Unze Gold (sofern er nicht unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen hergestellt wird): ca. 1.200 €. Das bis zum VW Käfer meistverkaufte Auto der Welt, das Modell T von Ford, kostete im Jahr 1906 ca. 42,5 Unzen Gold (was ca. 850 US-$ entsprach). Ein Ford Focus kostete im Jahr 2016 ebenfalls ca. 42,5 Unzen Gold. Dies entsprach aber ca. 55.000 US-$. „

„In Gold betrachtet blieb also der Preis der Kleidung über 2.100 Jahre, der Preis des Autos über 110 Jahre konstant. In der jeweiligen Fiatwährung (hierüber sollten wir einen eigenen Beitrag schreiben) ausgedrückt wurde das Auto dramatisch teurer. Die vermeintliche Wertsteigerung zeigt aber nur den Wertverfall des Geldes, während das Gold seinen Wert behielt.“

„Zudem wissen wir ebenfalls seit den ersten Handelsbeziehungen, dass ein knappes Angebot den Preis steigen lässt. Seit Menschengedenken wurden ca. 195.000 Tonnen Gold gefördert, hierüber gibt es gut dokumentierte Aufzeichnungen. Was viel klingt, ist eigentlich erschreckend wenig: ein Würfel mit der Kantenlänge von gerade einmal 21 Metern. Bereits heute übersteigt die Nachfrage nach Gold die Fördermenge um fast 40%, denn neben der Schmuckindustrie wird Gold auch in der Elektronik oder Medizin benötigt. Nach aktuellen Schätzungen reichen die irdischen Goldvorräte im Boden noch für ca. 20 Jahre. Dann sind alle verfügbaren Goldvorräte verteilt, das Angebot maximal verknappt. Auch wenn Gold physisch nicht mehr wird, ist neben der Wertsicherung also auch mit langfristig steigenden Preisen zu rechnen. Das gilt auch dann, wenn Zentralbanken versuchen sollten, das letzte staatliche „Tafelsilber zu vergolden“.“

„Aber zurück zur Krise, in der uns das Edelmetall nicht hilft: Wenn sich nach der Krise ein neues Wirtschaftssystem etabliert, und alle Geldwerte und vermutlich durch Zerstörung auch viele Sachwerte ihren Wert verloren haben, wird das eigentlich fast wertlose Gold auch weiterhin seinen inneren Wert haben, lieber Sebastian, so wie wir es seit Jahrtausenden beobachten können. Erst dann, nach der Krise, kann uns das Edelmetall als Startkapital dienen, während alle anderen mit einem Startpaket von 100 Euro-Mark (oder wie auch immer eine neue Währung dann heißen wird) quasi bei Null beginnen müssen. „

„Wenn wir in die Bibel schauen, stellen wir fest, dass Gott selbst in Zeiten der Krise Gold (und auch Silber) als „seine“ Edelmetalle bezeichnet (Haggai 2,6ff.), und sie damit als heilig von allen anderen Anlageformen absondert. Damit schreibt er ihnen einen Wert zu, der über allen Werten liegt: „Ich, der Herrscher der Welt, sage euch: Es dauert nicht mehr lange, dann werde ich die Welt in ihren Fundamenten erschüttern, Himmel und Erde, Land und Meer. Ich werde alle Völker in Bewegung setzen, sodass sie ihre ganzen Schätze hierherbringen. So sorge ich dafür, dass mein Haus prächtig geschmückt wird. Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der Herr Zebaoth. Der neue Tempel wird den alten an Pracht weit übertreffen. Von dieser Stätte aus werde ich meinem Volk Frieden und Wohlstand schenken. Das sage ich, der Herr, der Herrscher der Welt.““

„Sollte die oben entworfene Krise allerdings die letzte Krise unseres Planeten sein und direkt in die Apokalypse des Johannes führen, brauchen wir in der Tat kein Gold mehr, und auch keine anderen Kapitalanlagen. Denn in Gottes neuer Welt, in der Jesus bereits heute unsere Wohnungen vorbereitet, gibt es ein unendliches Überangebot an Gold: die gesamte Stadt wird aus reinem Gold sein und in dessen gelben Glanz schimmern (Offb. 21,18). In diesem Sinne: Nächstes Jahr in Jerusalem!“

Herzliche Grüße, Dein Alex

Und jetzt?!? Meine lieben Kinder…

„Es ist großartig, was Ihr Euch alles für Gedanken macht! Ihr argumentiert mit Jahrtausenden, obwohl Euer Leben siebzig Jahre währet, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre. Was Euch daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon. Habt Ihr denn vergessen, dass Ihr nicht vom Brot alleine lebt? „

„Erkennt und bedenkt, dass Ihr eines Tages sterben müsst, auf dass Ihr klug werdet. Euer Totenhemd hat keine Tasche, und Gold werdet Ihr als meine Kinder genug erben in meiner Gegenwart. „

„Ich möchte Euch schon früh mit meiner Gnade füllen, damit Ihr mich rühmen und fröhlich sein könnt Eurer Leben lang. Da will ich meine Herrlichkeit zeigen Euch und Euren Kindern und Euch freundlich gesonnen sein: fragt nur mich, und ich werde das Werk Eurer Hände fördern und segnen!“

Euer Papa

Würde Jesus ein passives Einkommen anstreben?

Würde Jesus ein passives Einkommen anstreben?

Hast Du Dich auch schon einmal beim Träumen erwischt, finanziell frei und unabhängig zu sein? Nicht arbeiten zu müssen, und trotzdem genug Geld zum Leben zu haben? Im Business-Deutsch der selbsternannten Finanzexperten wird in diesem Zusammenhang gerne von einem „passiven Einkommen“ gesprochen.

Die Mär vom passiven Einkommen

Um dieses passive Einkommen zu verdienen und zu erhalten ist nur wenig oder besser gar kein Aufwand erforderlich. Es steht damit im klaren Gegensatz zum aktiven Einkommen, das in diesem Kontext gern als „Hamsterrad“ bezeichnet wird: Hörst Du auf zu arbeiten (der Hamster auf zu treten), stoppt Dein Einkommensstrom und mit ihm das Rad des Lebens.

So wird fleißig dafür geworben, aus dem Hamsterrad der 40-Stunden-Woche plus X auszusteigen, das bis zur Rente gedreht werden muss – je früher desto besser. Wie das gehen soll? Ganz einfach: Du lässt entweder (A) Menschen oder als (B) Kapitel für Dich arbeiten, anstatt selbst arbeiten zu müssen:

A) Unternehmer mit Mitarbeitern

A) Multi-Level-Marketing

A) Online-Vertrieb

B) Unternehmensbeteiligungen (Aktien, Fonds, ETFs,…)

B) Mieteinnahmen aus finanzierten Immobilien

B) Verleih von Geld gegen Zinsen (z.B. auf Crowdfunding-Plattformen)

Entkomme dem Hamsterrad

Egal, für welche der genannten Wege man sich entscheidet: Durch die perfekte Finanzierung ergibt sich ein enormer Hebel, um auch mit wenig Startkapital die Rendite des eingesetzten Geldes in ungeahnte Höhen schießen zu lassen.

Sobald Deine passiven Einnahmen schließlich Deine monatlichen Ausgaben übersteigen, hast Du es geschafft: Du bist dem Hamsterrad entkommen – herzlichen Glückwunsch. Das klingt logisch und vielleicht sogar erstrebenswert, oder? Um dem ganzen einen frommen Anstrich zu verpassen, könnten wir auch argumentieren, dann viel mehr Zeit für die Arbeit im Reich Gottes zu haben oder mehr Spenden zu können.

Doch was würde Jesus dazu sagen? Ich denke, Jesus würde wie so häufig in seiner Zeit auf der Erde eine Geschichte erzählen, um seine Ansicht zu verdeutlichen. Vielleicht wäre es ein Gleichnis, ähnlich wie dieses:

Vom Fischer und dem Unternehmensberater

Ein Unternehmensberater schlendert durch ein kleines Fischerdorf und entdeckt einen Mann, der neben einem Fischerboot am Strand sitzt und aufs Meer blickt. Der Berater geht auf ihn zu und fragt: „Entschuldigung, ist das ihr Boot?“ „Ja, erwidert der Mann“, ohne seinen Blick vom Horizont zu nehmen. „Dann sind sie also Fischer“, kombiniert der Berater messerscharf. „Warum sind sie nicht auf dem Meer, und fischen?“

Der Fischer dreht sich zur Seite und blickt zum Berater: „Ich war heute schon fischen, ein paar Stunden. Dann hatte ich genug gefangen, um meine Familie heute und die nächsten Tage zu versorgen.“ Wieder schaut er aufs Meer.

Irritiert fragt der Unternehmensberater: „Aber was tun sie mit dem Rest des Tages?“ Der Fischer lächelt: „Nach dem Fischen spiele ich mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau nach dem Mittag eine Siesta, blicke aufs Mehr oder gehe im Dorf spazieren, treffe mich mit meinen Freunden und wir erzählen und trinken ein Gläschen Wein. Ich bin glücklich.“

Der Berater schüttelt den Kopf: „Nein, sie vergeuden Ihr Potenziel! Ich habe zwei Studiengänge mit Auszeichnung abgeschlossen und verdiene eine Menge Geld, indem ich Leute wie sie berate. Sie sind mir sympathisch: da helfe ich ihnen gerne kostenlos…“

Wieder blickt der Fischer auf und der Berater erklärt: „Sie sollten mehr Zeit damit verbringen Fischen zu fangen. Von dem Erlös kaufen sie sich ein größeres Boot. Dann ein zweites Boot, dafür stellen sie Mitarbeiter ein. Das machen Sie so lange, bis sie eine ganze Bootsflotte haben.

Statt den Fang wie bisher an einen Händler zu verkaufen, sollten sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen, oder noch besser: sie bauen und eröffnen ihre eigene Fischverarbeitungsfabrik. Dann können sie Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren! Sie könnten dieses kleine Fischerdorf verlassen und in eine Metropole dieser Welt ziehen, um von dort ihr Imperium zu leiten.“

Der Fischer hatte schweigend zugehört, nun fragt er: „Wie lange wird das dauern?“ „Hm“, der Berater überlegt. „Ich schätze, 15 bis 20 Jahre“. Der Fischer runzelt die Stirn: „Und was wird dann sein?“

Der Berater führt seinen Vortrag begeistert fort: „Dann kommt das Beste, mein Freund! Sie gehen mit ihrem Unternehmen an die Börse. Dann verkaufen sie alle ihre Unternehmensanteile und werden reich. Sehr reich, mein Freund! Sie werden Millionen verdienen!“

Der Fischer überlegt einen Moment: „So einfach ist das mit dem Reichwerden? Millionen, sagen sie? Ok, aber was wird dann sein?“

Der Unternehmensberater beugt sich zum Fischer in den Sand: „Dann könnten Sie endlich aufhören zu arbeiten und aus dem Hamsterrad aussteigen! Sie könnten mit ihrer Familie in ein kleines Fischerdorf ziehen und einfach nur Fische fangen. Sie könnten mit ihren Kindern und Enkeln spielen  und mit ihrer Frau eine Siesta machen. Sie könnten am Strand sitzen und einfach aufs Meer blicken oder im Dorf spazieren gehen und sich mit ihren Freunden treffen, erzählen und ein Gläschen Wein trinken…“

Er blickt den Fischer an, verstummt, und geht schweigend davon…

Was können wir aus dem Gleichnis lernen?

Diese Geschichte hat Jesus natürlich nie erzählt, und ich weiß leider auch nicht, welcher Verfasser sie sich ausgedacht hat. Gerne wird sie in Unternehmerkreisen als witzige Anekdote erzählt, und manche lässt sie nachdenklich zurück. Ich denke, aus dem Gespräch vom Fischer und dem Unternehmensberater können wir einiges lernen:

1. Lebe im Hier und Jetzt

Die Gegenwart ist die einzige Zeit, in der wir aktiv gestalten können. Für die Fehler der Vergangenheit hat Jesus am Kreuz bezahlt, um die Zukunft kümmerst er sich auch bereits. Also lebe im Heute! Darum sollt ihr euch nicht sorgen um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Jedem Tag genügt seine eigene Plage. (Mat. 6,34)

Wenn wir unsere ganze Gegenwart dem Traum von einem ausreichenden passiven Einkommen nachjagen, um vielleicht irgendwann dem Hamsterrad zu entkommen, verpassen wir heute das Beste. Der Fischer hatte erkannt, dass er bereits alles hatte, was er für ein glückliches Leben brauchte. Häufig verfügen auch wir über alle Zutaten, doch lassen wir uns den Blick dafür vernebeln.

Bob Moorehead warnt uns am Ende seines Paradox unserer Zeit:

„Denkt daran, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden… Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser geliebte Mensch nicht mehr neben Euch sein. Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.“

2. Prüfe Deine Motivation

Was ist Deine Motivation, ein passives Einkommen zu erzielen? Reichtum? Oder Freiheit und Unabhängigkeit? Aber wovon? Von wem?

Gott trägt im Alten Testament verschiedene Namen, u.a. „Jahwe Jireh“ (1. Mose 22,14): Gott sieht bzw. Gott versorgt. Wir haben einen Gott, der unsere Bedürfnisse sieht und sie stillen möchte. Er möchte uns mit allem versorgen, was wir zu einem gesegneten Leben für uns und für andere benötigen (1. Kor. 9,8): Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, sodass ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk.

Wollen wir uns mit einem passiven Einkommen also unabhängig und frei machen von Gottes Versorgung? Im finanziellen möchte ich doch lieber selbst das Heft des Handelns in der Hand halten, und nicht abhängig von anderen, mir selbst oder Gott sein.

Bitte versteh mich nicht falsch: Gott kann durchaus ein passives Einkommen gebrauchen, um uns zu versorgen (ich spreche aus eigener Erfahrung). Doch wenn Freiheit und Unabhängigkeit oder Reichtum (wie beim Berater im Gleichnis) Deine oberste Motivation sind, hat Mammon Dein Herz fest im Griff! Wenn wir jeden Cent am Ende des Tages danach bewerten, was er zu meinem passiven Einkommen beitragen kann, sind der Gier nach Geld und damit der Wurzel allen Übels Tür und Tor geöffnet (1. Tim. 6,10). Echte Freiheit finden wir nur in der Abhängigkeit von Jesus Christus.

3. Gottes Segen ist nicht geliehen

Bei vielen Modellen zum Aufbau eines passiven Einkommens spielen Kredite eine entscheidende Rolle. Um z.B. vermietete Immobilien zu kaufen, wird mit günstigen Krediten geworben, damit die Rendite des eingesetzen Eigenkapitals steigt. Und tatsächlich sind die Raten für die Kredite durch die Mieteinnahmen gedeckt – zumindest so lange die Immobilie vermietet ist, keine Reparaturen anfallen,…

Doch in Gottes Finanzsystem kommen Kredite nicht vor. Wenn Gott uns segnen und versorgen möchte, dann nicht auf Pump. Gott schenkt uns seine Versorgung und wir dürfen sie behalten. Sie muss nicht mit Zinsen zurückgezahlt werden. Bei Schulden spricht die Bibel von Bindungen (Spr. 22,7) und sogar von einem Fluch Gottes (5. Mose 28,15ff.).

Wenn Gott uns eine Versorgung schenken möchte, dann ist er dabei ganz sicher nicht auf Kredite und andere Instrumente angewiesen, vor denen er sein Volk wiederholt warnt. Ganz im Gegenteil (Mat. 6,33): Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.

4. Was ist Dein Hamsterrad?

Der Grundantrieb für den Aufbau eines passiven Einkommens ist es, dem „Hamsterrad“ zu entfliehen, und ohne aktive Arbeit glücklich zu sein. Doch Gott hat den Menschen bereits im Paradies zur Arbeit geschaffen, sie ist keine Folge des Sündenfalls! Paulus findet in 2. Thess 3,10 deutliche Worte: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“

Anstatt vom passiven Einkommen zu träumen, ist für Dich vielleicht einfach eine Auszeit dran? Eine Pause, wie der Fischer am Meer, um innezuhalten und den bisherigen Verlauf Deines Arbeitslebens zu betrachten: Was veranlasst Dich, Deine jetzige Situation als Hamsterrad zu sehen? Wo bist Du aber vielleicht in eine Richtung abgebogen, die Dir nicht guttut? Was belastet Dich in Deinem Arbeitsleben? Bei welchen Tätigkeiten empfindest Du besonderen Druck? Was gibt Dir das Gefühl, ausgebeutet und / oder unterdrückt zu werden? Was hast Du aber auch besser hinbekommen als andere? Was hat Dir besonders Freude gemacht? Wie kannst Du Deinem Arbeitsleben einen tieferen Sinn geben?

Deine Arbeit muss nicht zwangsläufig ein Hamsterrad sein! Ich liebe meine Arbeit. Das liegt auch daran, dass ich mir regelmäßig im Dialog mit Gott die Zeit zum Reflektieren nehme, was aktuell dran ist. Alles hat seine Zeit, lesen wir in Pred. 3. Daraus folgt auch, dass vermutlich nichts in jeder Lebensphase dran sein wird. Von Zeit zu Zeit braucht unser Leben eine Veränderung, das ist gut und von Gott gewollt.

Eine solche Änderung muss nicht sofort ein Wechsel des Berufs sein. Häufig genügt es schon, die eigenen inneren Einstellungen zur Arbeit, zu Kollegen, zum Chef, … neu auf Perspektive Königreich zu justieren. Finde Deinen Platz und Deine Berufung. Denn wenn Du in Deiner Berufung lebst, ist die Arbeit kein Hamsterrad.

Und nun?

Zurück zur Ausgangsfrage: Hätte Jesus sich angestrengt, ein passives Einkommen aufzubauen? Ich denke nein. Er lebte in seinem Hier und jetzt, ganz dem Königreich Gottes hingegeben. In dieser seiner Berufung ruhte er im Vertrauen darauf, dass sein himmlischer Vater ihn und seine Jünger mit allem versorgen wird, was sie für ihren Auftrag brauchten: egal, ob durch aktive Arbeit, Spenden oder andere Versorgungskanäle.

Dieser Versorger-Gott ist übrigens heute noch der gleich wie vor 2.000 Jahren. In diesem Sinne hatte Jesus dann doch ein passives Einkommen, das auch wir heute noch in Anspruch nehmen dürfen: direkt aus den himmlischen Schatzkammern unseres Vaters im Himmel.

Taugt Gold zur Altersvorsorge? Ein Streitgespräch…

Brauchen Christen eine private Altersvorsorge?

Grundsätzlich lässt sich das Anlegen von Geld mit den Aussagen der Bibel deutlich besser vereinen als das Aufnehmen von Schulden. Trotzdem werde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob Christen überhaupt finanziell vorsorgen dürfen? Drückt ein solches Handeln nicht Zweifel an Gottes Zusage aus, unser Versorger zu sein?

Gibt es in der Bibel eine Altersvorsorge?

Ein Blick in die Bibel offenbart schnell, dass Vorsorge bzw. das Bilden von Rücklagen keine Erfindung der modernen Versicherungsbranche ist. Im Alten und Neuen Testament basierte Vorsorge auf einem Generationenvertrag, in dem die Kinder für ihre Eltern sorgen.

Dieser Gedanke ist so elementar, dass er sich sogar in den Zehn Geboten wiederfindet. Im vierten Gebot heißt es (2. Mose 20,12): Ehre deinen Vater und deine Mutter! Verbunden mit dem Gebot ist die Verheißung eines langen Lebens, inkl. materieller Versorgung. Vor diesem Hintergrund galt Kinderlosigkeit in der Antike als Strafe Gottes, da ohne Kinder keine Altersversorgung vorhanden war.

In den Sprüchen Salomos taucht der Gedanke auf, aktiv einen Vorrat für schlechte Zeiten anzulegen (Sprüche 6,6-11): Beobachte die Ameisen… sie arbeiten den ganzen Sommer über fleißig, und im Herbst haben sie einen Vorrat für den Winter angelegt… Wann stehst du endlich auf? „Lass mich noch ein bisschen schlafen“, sagst du, „nur noch ein Weilchen!“ – und während du dich noch ausruhst, ist die Armut plötzlich da, und die Not überfällt dich wie ein Räuber.

Eine perfekte Umsetzung dieses Rates lieferte bereits Joseph, als er durch Gottes Weisheit die Träume des ägyptischen Pharaos deutete: „Pharao, es werden sieben fette Jahre kommen, in denen es uns gut geht! Danach folgen sieben dürre Jahre. Aber vorsorgen müssen wir nicht, denn Gott wird uns durch ein Wunder auch in der Dürre versorgen!“ War es so? Nein.

In 1. Mose 41 lesen wir eine gänzlich andere Reaktion Josephs (Verse 33-36): Darum rate ich dem Pharao, einen klugen, einsichtigen Mann zu suchen und ihm Vollmacht über ganz Ägypten zu geben. Der Pharao sollte in den kommenden guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Abgabe erheben,… das Getreide in den Städten sammeln und speichern. Dann ist ein Vorrat da für die sieben schlechten Jahre, und das Volk im ganzen Land Ägypten wird nicht vor Hunger zugrunde gehen.

Wie handeln wir klug und einsichtig im 21. Jahrhundert?

Was können wir von Joseph für die eigene Altersvorsorge lernen? Anders als Joseph benötigen wir im 21. Jahrhundert keine göttliche Offenbarung, um zu erkennen, dass die staatliche Rente deutlich niedriger ausfallen wird als das Einkommen im Erwerbsleben. Daher dürfen und sollen wir mit den uns von Gott anvertrauten Gütern ebenso klug und einsichtig handeln wie Joseph im alten Ägypten.

In den „fetteren Erwerbsjahren“ etwas für die „dürren Rentenjahre“ zurücklegen, widerspricht also nicht dem Vertrauen in Gottes Versorgung, sondern ist angewandte biblische Praxis. Mit dieser Strategie können wir nicht nur die eigene Versorgung sichern, sondern gleichzeitig den Grundstock legen, auch in den dürren Jahren noch ein Segen für andere zu sein (so wie Ägypten in der Dürrezeit auch umliegende Länder mit Getreide versorgte, 1. Mose 41,57).

Wenn Christen ohne Rücksprache mit Gott auf eine private Altersvorsorge verzichten mit dem Argument, Gott werde sie auch im Alter versorgen, verbirgt sich hinter dieser zunächst fromm klingenden Haltung bei genauerer Betrachtung nicht selten blanker Egoismus. Denn anstatt die Einsparungen durch fehlende Vorsorge komplett im Reich Gottes anzulegen, wird das Geld lieber in kurzfristige Konsumwünsche oder den nächsten Urlaub investiert.

Grenzen der privaten Altersvorsorge

Vorsorge lässt sich also als biblisches Prinzip bejahen. Doch wir müssen ihre Grenzen kennen, um dem Werben Mammons nicht zu erliegen:

Wer ist Dein Versorger?

Bei aller Vorsorge dürfen wir nie vergessen, wer unser Versorger ist, denn alle Versorgung stammt letztendlich von Gott! Egal, ob sie über Jahre angespart wurde oder plötzlich und unerwartet als Wunder eintritt. Keine Versicherung, keine Geldanlage und keine Immobilie kann uns im Notfall versorgen. Aber sie kann durch Gottes Gnade zu einem Kanal werden, über den Gott uns Versorgung zukommen lässt. Und doch bleibt der eigentliche Versorger immer der gleiche: Gott allein! Nur er hat die Macht, uns alles zu geben, was wir zu einem gelingenden Leben benötigen.

Paulus formuliert die Rolle Gottes als Versorger im 1. Brief an die die Korinther in Kapitel 4,7 so: Was bringt dich überhaupt dazu, so überheblich zu sein? Alles, was du besitzt, hat Gott dir doch geschenkt. Hat er dir aber alles geschenkt, wie kannst du dann damit prahlen, als wäre es dein eigenes Verdienst?

Was ist Dein Ziel?

Was ist das oberste Ziel, wenn wir Geld sparen oder anlegen? Rendite (System Mammons) oder Menschen (Gottes Königreich)? Auch hier kommt wieder die Frage zum Vorschein: Wem dienst Du? Wenn Rendite und Gewinn an erster Stelle stehen und wichtiger als Menschen werden, warnt Paulus uns eindringlich im 1. Brief an Timotheus (6,9f.):

Wie oft erliegen Menschen, die um jeden Preis reich werden wollten, den Versuchungen des Teufels, wie oft verfangen sie sich in seinen Netzen! … Alles Böse wächst aus der Habgier. Schon so mancher ist ihr verfallen und hat dadurch seinen Glauben verloren. Wie viel Not und Leid hätte er sich ersparen können!

Eine sehr eindringliche Warnung: Habgier ist eine Quelle für sämtliche Bosheiten bzw. alles Böse, das die Bibel und die menschliche Geschichte uns lehren.

Hüte Dich vor der Habgier

Möchte ich (um mich an den Profiten meiner Bank zu beteiligen), dass mein Sparguthaben in Form von Staatsanleihen an korrupte Diktatoren fließt, die Waffen und Luxuslimousinen kaufen und gleichzeitig Menschenrechte mit Füßen treten und ihr Land in Hunger und Krieg versinken lassen? Oder wie fände ich es, wenn mein Rentenkapital als Unternehmensanleihe einen Palmölhersteller unterstützt, der Regenwälder abholzt und damit natürliche Lebensräume vernichtet, um dort unter Bestechung der örtlichen Behörden Fabriken zu errichten, in denen Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen ausgebeutet werden?

Auch nicht ethischer empfinden wir ein Investment, dass Großkonzerne darin bestätigt, ihren Topmanagern dreistellige Millionenbeträge als Bonus zu zahlen und gleichzeitig tausende von Mitarbeitern zu entlassen. Beliebt als stabile Geldanlage sind auch Pharma-Unternehmen, die mit ihrer Preispolitik dafür sorgen, dass Gesundheit in Entwicklungsländern ein Luxusgut bleibt. Womöglich investiert meine deutsche Bank auch innovativ in Agrar-Rohstoffe, sodass die Preise der Grundnahrungsmittel für die Ärmsten der Armen unbezahlbar werden? Ganz zu schweigen von der Rüstungsindustrie oder einer menschenverachtenden Sex-Branche, die jedes Jahr mit satten Gewinnen lockt.

Vor diesem Hintergrund sollten Christen sehr genau überlegen, wo sie ihr Geld anlegen. Neben der Habgier als falscher Motivation gibt es bei Geldanlagen einen weiteren Fallstrick. Eine Bank wirbt mit dem Slogan: „Wir machen den Weg frei“. Aber keiner fragt: „Wo geht dieser Weg eigentlich hin?“ Sind die Anlagekriterien meiner Bank oder Bausparkasse, meiner Versicherung oder Investmentgesellschaft mit meinen Werten oder biblischen Prinzipien vereinbar? Da Geld eine Wirkung hat, entscheiden wir unbewusst mit jeder Anlage, welche Art des Wirtschaftens und des Umgangs mit Mensch und Natur wir unterstützen und fördern. Am Ende des Tages beeinflussen wir so ein Stück weit mit, wie die Welt von morgen aussehen wird.

Die Aufzählung oben ließe sich beliebig fortsetzen, und vermutlich hat niemand beim Lesen der beiden letzten Absätze sein inneres OK zu einer der Geschäfte gegeben. Doch in den normalen Anlagestrategien von Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften werden die genannten Fälle nicht ausgeschlossen – solange die Rendite stimmt. So unterstützen wir unbewusst und ohne es zu wollen Geschäftspraktiken, die wir eigentlich verurteilen. Mögen unsere Anteile an solchen Beteiligungen auch noch so klein sein – ich persönlich möchte nicht länger, dass auch nur ein Cent des mir anvertrauten Geldes an Regierungen, an Unternehmen oder in Projekte fließt, deren Geschäftspraktiken ich nicht gutheiße oder sogar zutiefst verabscheue.

Veränderung ist möglich

Salomo warnt uns, in unseren Geschäfts- und Anlagepraktiken den Gewinn und die Rendite über alles zu stellen (Sprüche 1,19): So geht es allen, die nach unrechten Gewinn trachten: er kostet seinen Besitzern das Leben!

Sind wir mit unseren Sparanlagen und Vorsorgeprodukten schuldig geworden, können wir Buße tun und mit Worten des 119. Psalms beten (Verse 36-37a): Lenke mein Herz hin zu dem, was du in deinem Wort bezeugst, und halte es fern vom selbstsüchtigen Streben nach Gewinn! (Schlachter übersetzt: Habgier). Ja, halte meine Augen davon ab, nach trügerischen Dingen Ausschau zu halten.

Welche Alternativen es zu traditionellen Sparanlagen und Vorsorgeprodukten gibt, werden wir in einem eigenen Artikel untersuchen. Schließlich deutete schon Jesus im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (Lk. 19,11-27) an, dass die Anlage bei einer normalen Bank nur die Notlösung für Finanzmittel sein sollte (Vers 23). Eine weitere von Christen häufig nicht in Betracht gezogene Alternative ist das direkte Investment ins Reich Gottes, um Schätze im Himmel zu sammeln. Auch diesem Thema werden wir einen eigenen Artikel widmen.

Schließen möchte ich mit einer Geschiche aus dem alten China, die ich im Buch „Für jeden Tag ein Stück vom Glück“ gefunden habe:

Der große Meister Meng Tse stand mit seinem Lieblingsschüler an einem Spielplatz, auf dem die Kinder spielten, als der Schüler wissen wollte: „Wie kommt es, dass alle Menschen glücklich sein wollen und es doch nicht werden?“

Meng Tse zeigt auf die spielenden Kinder: „Ich denke, sie sind glücklich!“ „Es sind Kinder und sie spielen. Wie aber ist es um das Glück der Erwachsenen bestellt?“, fragte der Schüler weiter. „Wie um das Glück der Kinder – genauso!“, entgegnete Meng Tse.

Dann holte er aus dem Ärmel seines weiten Gewandes eine Handvoll Münzen und warf sie unter die Kinder. Da verstummte augenblicklich das fröhliche Lachen, das Spiel hörte auf und die Kinder stürzten sich auf die Münzen, um sie zu erhaschen. Sie lagen auf dem Boden und rauften um das Geld. Geschrei und Gezeter ertönte.

Meng Tse fragte: „Was hat nun das Glück der Kinder zerstört?“ „Der Streit“, erwiderte der Schüler. „Und was erzeugt den Streit?“ „Die Habgier.“

„Da hast du die Antwort auf die Frage, wie es kommt, dass alle Menschen glücklich sein wollen und es nicht werden“, sagte Meng Tse.

Was bedeutet es, den „Zehnten“ zu geben?

Was bedeutet es, den „Zehnten“ zu geben?

Das sogenannte „Geben des Zehnten“ ist ein in christlichen Kreisen weit verbreiteter Brauch. Doch was bedeutet es und was steht hinter diesem Brauch?

Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, ob ich die Gabe des Zehnten gutheiße, hängt meine Antwort davon ab, wie ausführlich ich sie begründen kann. Habe ich keinen Raum für eine Erklärung, unterstütze ich das Geben des Zehnten. Doch in diesem Beitrag werde ich erklären, warum das Thema differenzierter betrachtet werden sollte.

Das heutige Verständnis vom Geben des Zehnten

Unter dem Geben des Zehnten verstehen Christen, dass sie 10% ihres Einkommens spenden (10%-Regel). Auch wenn es in Detailfragen unterschiedliche Ausgestaltungen gibt (z.B. ob vom Netto- oder vom Brutto-Einkommen), so herrscht über diese Definition weitgehender Konsens.

Ziel der Spende ist in Anlehnung an 4. Mose 18,21 häufig die örtliche Kirchengemeinde, die uns ganz persönlich „geistlich versorgt“. Empfänger können aber auch generell christliche Projekte sein.

Eine biblische Bestandsaufnahme zum Zehnten

Häufig wird das Prinzip des Zehnten mit dem mosaischen Gesetzt in Verbindung gebracht und damit als nicht mehr zu erfüllende Gesetzlichkeit abgelehnt. Doch ein Blick in die Bibel zeigt, dass die Ursprünge des Zehnten deutlich älter sind als das alttestamentliche Gesetz:

1. Abraham

Die erste biblische Erwähnung eines Zehnten finden wir in 1. Mose 14,20. Abraham (damals noch Abram) kehrte siegreich aus der Schlacht gegen neun Könige zurück, in der er Lot und andere Gefangene befreit hatte. Auf dem Heimweg begegnet ihm der sagenumwobene Priesterkönig Melchisedek. Abraham gibt ihm aus Dankbarkeit und einmalig den zehnten Teil seiner Beute.

2. Jakob

Zwei Generationen später taucht der Zehnte das zweite Mal in der Bibel auf (1. Mose 28,22): Jakob hatte sich den Segen seines Vaters erschlichen und war auf der Flucht vor seinem Bruder Esau. Im Traum sieht es eine Himmelsleiter und erhält von Gott eine große Verheißung. Jakob legt ein Gelübde ab, den zehnten Teil seines gesamten Besitzes einmalig zu geben, wenn Gott ihn bewahren und versorgen würde. Wieder ist der Zehnte eine einmalige Gabe, dieses Mal geknüpft an eine Bedingung.

3. Mosaisches Gesetz

Es dauert ca. 300 Jahre, bis der Zehnte im Kontext des mosaischen Gesetzes erneut auftaucht. Dort gibt es allerdings nicht den einen Zehnten, sondern es sind drei Zehnte:

Der Zehnte zur Versorgung der Priester und Leviten (4. Mose 18,21), die in der Stiftshütte bzw. später im Tempel dienten und kein eigenes Land besaßen (jährlich fortlaufend). Auf Basis dieser Textstelle wird meist argumentiert, den Zehnen der eigenen Ortsgemeinde zukommen zu lassen.

Der Fest-Zehnte (5. Mose 14,22-23) für das Festmahl anlässlich der Pilgerreise nach Jerusalem (jährlich fortlaufend).

Der Sozial-Zehnte (5. Mose 14,28-29) für Arme, Ausländer, Waisen und Witwen (alle drei Jahre fortlaufend). Diese Textstelle rechtfertig es aus meiner Sicht auch, neben der Ortsgemeinde auch anderen Projekten zukommen zu lassen.

In allen drei Passagen des mosaischen Gesetztes wird der Zehnte nicht einmalig, sondern fortlaufend gegeben. In Summe ergibt sich eine jährliche Belastung von durchschnittlich 23⅓ %.

4. Maleachi

Die wohl bekannteste alttestamentliche Stelle zum Zehnten finden wir beim Propheten Maleachi in Kapitel 3. Gott nennt das Volk Israel einen Betrüger, da es ihm den Zehnten vorenthielt. In Folge dessen steht das Volk unter einem Fluch, sodass ein Fresser die Ernten zerstört und die Menschen Mangel leiden. In dieser Situation fordert Gott sein Volk heraus: Wenn sie den Zehnten wieder entrichten, wird auch Gott seine Zusagen zur Versorgung einhalten und die Schleusen des Himmels neu öffnen, um das Volk überreich mit Segen zu beschenken.

5. Jesus

Im neuen Testament bestätigt Jesus den Zehnten (Mat. 23,23): Er fordert die Pharisäer und Schriftgelehrten dazu auf, das Wesentliche (Gottes Gerechtigkeit,Barmherzigkeit und Treue) zu tun, und dabei das andere (die Gabe des Zehnten) nicht zu unterlassen.

Als Ergebnis können wir festhalten, dass es in der Bibel nicht den EINEN Zehnten gibt. An manchen Stellen wird er einmalig vom gesamten Besitz gegeben, in anderen Versen meint er eine fortlaufende Abgabe vom Einkommen, die in Summe deutlich mehr als 10% ausmacht.

Der Zehnte und die Auflaufform

Was können wir nun trotzdem zum Zehnten aus den biblischen Aussagen mitnehmen? Von Pastor Daniel Brown aus den USA las ich einen verblüffenden Vergleich:

Stellen Sie sich vor, Sie sind krank und ihr Nachbar ist so freundlich und bringt Ihnen eine Auflaufform mit Essen. Sie können mit gutem Gewissen genießen, was er Ihnen bringt. Seinetwegen können Sie die Reste sogar in einem Topf aufheben und sogar anderen etwas abgeben. Nur eines sollten Sie nicht tun: die Auflaufform behalten. Das wäre unverschämt.

Pastor Daniel Brown

Der Zehnte, sagt Daniel Brown, ist die Auflaufform. Und der Nachbar ist Gott. Streng genommen gehört das ganze Essen ihm. Doch wir dürfen es für uns gebrauchten. Nur die Auflaufform will er zurück.

Stellen wir die richtige Frage?

Heute nehmen Christen als Haushalter Gottes gerne für sich in Anspruch, nicht mehr den mosaischen Gesetzestexten verpflichtet zu sein (indem sie eine Liste von zu erledigenden Aufgaben abhaken), sondern direkt von der Stimme Gottes und seinem Heiligen Geist geleitet zu werden. Trotzdem wird die gesetzliche Gabe des Zehnten in Gemeinden häufig betont. Wie passt das zusammen?

Könnte es sein, dass wir Christen uns mit dem Geben des Zehnten unbewusst freikaufen wollen? Ganz nach dem Motto: Gott bekommt doch seine 10%, also kann ich mit dem Rest tun und lassen, was ich will? Überspitzt könnten wir formulieren: Wieviel muss ich mindestens geben bzw. was ist die zulässige Untergrenze im Geben, um Gott nicht zu verärgern?

Auf Basis des biblischen Prinzips der Haushalterschaft gibt es nichts, dass wir als unser Eigentum beanspruchen können – Gott gehört alles. Daher geht es im Kern nicht darum, wieviel wir geben müssen. Vielmehr lautet die korrekte Frage: Wieviel von dem, was Gott mir anvertraut, darf ich für mich selbst behalten?

Der Zehnte – und was nun?

Am Ende des Tages sehe ich im Betonen des Zehnten die Gefahr, dass wir unbewusst 90% unseres Einkommens für uns beanspruchen und damit den größten Teil Gott und seinen Plänen vorenthalten.

Um es deutlich zu sagen: Ich meine damit nicht, dass wir den Zehnten nicht geben sollten, ganz im Gegenteil. Wenn wir dieses biblische Prinzip beherzigen, werden wir erleben, was Gott beim Propheten Maleachi verspricht. Treu wird er uns die Auflaufform immer wieder aufs Neue füllen. Und natürlich dürfen wir nach Rücksprache mit ihm auch einen Teil der Versorgung für uns behalten, etwas zurücklegen und sparen oder auch andere daran teilhaben lassen.

Wir sollen vielmehr nicht beim Geben des Zehnten stehen bleiben oder gar stolz darauf werden, wenn wir 10% unseres Einkommens an Gott geben. Der Zehnte ist nichts, das wir Gott abgeben. Der Zehnte ist etwas, das wir Gott zurückgeben.

Die Bibel fordert uns aber heraus, nicht nur den Zehnten zu geben, sondern auch Schätze im Himmel zu sammeln. Beides dürfen wir nicht miteinander verwechseln oder gleichsetzen. Der Zehnte ist die Auflaufform. Sammeln wir Schätze im Himmel, geben wir auch etwas aus der Auflaufform für das Reich Gottes (über 10% des Einkommens hinaus). Mehr zu diesen himmlischen Schätzen haben wir in einem eigenen Artikel geschrieben.

Wenn wir im Dialog mit Gott freimütig geben, müssen wir nicht weiter krampfhaft berechnen, wieviel Euro im Monat denn nun dem Zehnten entsprechen und wie wir diesen Wert berechnen (z.B. vom Brutto oder vom Netto?). Trotzdem kann der Zehnte eine wichtige Richtschnur für unseren Alltag werden:

Training Die 10%-Regel kann für Christen wie Nicht-Christen zu einem Training für das Loslassen von Geld werden. Indem wir Geld freiwillig weggeben und verschenken, nehmen wir Mammon einen Teil seiner Macht über unser Leben und sagen ihm offen ins Gesicht: Nicht Du bist mein Versorger, sondern der Gott der Bibel: „Jahwe Jireh“.
RichtschnurDie 10%-Regel gibt eine Richtschnur für die Höhe von Spenden zur finanziellen Unterstützung der eigenen Kirchengemeinde vor Ort vor. Wir unterstützen die Arbeit der lokalen Gemeinde und finanzieren die Gehälter derer, die ausschließlich für das Reich Gottes arbeiten und keine andere Anstellung haben (analog zu den Priestern und Leviten im Alten Testament, die kein eigenes Land bestellten, um von dessen Ernte zu leben).
WeiterdenkenWie wäre es, die 10%-Regel nicht nur auf Geld anzuwenden, sondern auch z.B. auf die Zeit?
Auch hier steht die Frage im Raum, ob wir von unserer Brutto-Zeit (10% von 24 Stunden = 2 Stunden und 24 Minuten am Tag) oder von unserer Netto-Zeit (10% von z.B. 14 möglichen Arbeitsstunden pro Tag = 1 Stunde und 24 Minuten pro Tag) als Bezugsgröße ausgehen? Ist der Sonntag von der Rechnung ausgenommen oder gehört er als besonderer, heiliger Tag zu 100% Gott (1. Mose 2,2)? …