Neulich konfrontierte meine liebe Frau mich mit einem Zitat: „Denken ist wie Googlen… nur krasser!“ Nachdem ich den ersten Lachanfall überwunden hatte, trat betretenes Schweigen ein. Denn wenn mir etwas unbekannt ist, folgt als erster Reflex auch meist die Befragung jener Suchmaschine aus Mountain View in Kalifornien.
Doch was, wenn das World Wide Web mit seinen vielen Wissensquellen einmal keine Antwort bereithält? So erging es mir auf der Suche nach dem Begriff „Haushalterschaft“ bei DER Online-Enzyklopädie schlechthin, Wikipedia: kein Eintrag.
Eine Definition von Haushalterschaft
Der Begriff der „Haushalterschaft“ (auch Verwalterschaft) taucht häufig im Zusammenhang mit Finanzen und anderen Dingen auf, die Gott uns anvertraut hat. Doch was hat es damit auf sich?
Hilfreicher als die Suche bei Wikipedia war ein Blick ins Bibellexikon. Dort wird Haushalterschaft definiert als das Praktizieren des
- systematischen und angemessenen Gebens von
- Zeit, Fähigkeiten und materiellem Besitz,
- basierend auf der Überzeugung, dass all dies von Gott als Eigentümer uns überlassen wurde, um es
- für Seinen Dienst und für Sein Königreich zu benutzen.
Grundannahme des biblischen Konzepts der Haushalterschaft ist also, dass Gott selbst der Eigentümer von allem: Die Erde und alles, was darauf lebt, gehört dem Herrn (1. Kor. 10,26 bzw. Ps. 24,1).
Gott als Eigentümer vertraut seine Schöpfung uns Menschen an. Diese Verwalterrolle haben nicht nur die großen und reichen Kirchen, sondern jeder einzelne Mensch: Du hast den Menschen zum Herrn eingesetzt über deine Geschöpfe, die aus deinen Händen hervorgingen; alles hast du ihm zu Füßen gelegt (Ps. 8,7).
Gott tut das, damit wir als Verwalter bzw. Haushalter die Dinge so einsetzen, wie er es sich wünscht: Bevor er abreiste, rief er zehn seiner Knechte zu sich, gab jedem ein Pfund Silberstücke und sagte: Setzt dieses Geld gewinnbringend ein! Ich komme bald zurück (Lk. 19,13).
Was umfasst Haushalterschaft?
So wie ein Fondsmanager Geld von anderen Menschen erhält, um es weise und erfolgreich zu verwalten, so haben auch wir von Gott seine Schätze zur Verwaltung anvertraut bekommen. Die Definition aus dem Bibellexikon nennt hierfür drei Bereiche:
Zeit
Meine Zeit steht in deinen Händen (Ps. 31,16). Es ist so kurz, das bisschen Leben, das du mir zugemessen hast (Ps. 39,6).
Fähigkeiten
Ein weiterer Punkt, den ihr erwähnt habt, liebe Geschwister, sind die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden (1. Kor. 12,1).
Besitz
Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hiob 1,21).
Ich persönlich würde mindestens vier weitere Bereiche ergänzen, die wir im Auftrag Gottes verwalten, bis sein Sohn wiederkommt:
„Unser“ Körper
Habt ihr denn vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist? (1. Kor. 6,19). Gott hat euch als sein Eigentum erworben… Darum geht mit eurem Körper so um, dass es Gott Ehre macht (1. Kor. 6,20).
„Unsere“ Schaffenskraft
Das ist das Ziel meiner Arbeit; dafür mühe ich mich ab, und dafür kämpfe ich im Vertrauen auf Gottes Kraft, die in meinem Leben so mächtig am Werk ist (Kol. 1,29).
„Unsere“ Beziehungen
Bemüht euch vielmehr mit allen Kräften und bei jeder Gelegenheit, einander und auch allen anderen Menschen Gutes zu tun (1. Thes. 5,14).
„Unsere“ Erde
Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hiob 1,21).
Alle diese Dinge, die Gott gehören und die er uns als Verwaltern übergeben hat, sollen wir systematische und angemessenen geben, um Sie zur Ehre Gottes und für sein Königreich zu benutzen:
Durch Christus ist der Leib fest zusammengefügt, denn er verbindet die Körperteile durch die verschiedenen Gelenke miteinander. Jeder einzelne Teil leistet seinen Beitrag. So wächst der Leib und wird aufgebaut durch die Liebe.
Epheser 4,16
Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen.
Römer 11,36
Was bedeutet das Konzept der Haushalterschaft für uns?
Für mich ergeben sich aus dem Konzept drei konkrete Schlussfolgerungen:
Verantwortung & Wertschätzung | Zum Verwalter des Vermögens Gottes auf Erden ernannt zu sein, bedeutet zunächst eine große Verantwortung und vielleicht damit auch Druck. Der Druck wird nicht kleiner vor der Perspektive, dass wir eines Tages vor Jesus Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie wir die anvertrauten Güter zu Gottes Ehre und für sein Königreich eingesetzt haben. Doch stärker als die Verantwortung wiegt bei mir die Wertschätzung, dass Jesus uns diese Rolle überhaupt zutraut. Wenn wir mit ihm in Kontakt sind, nach seinem Willen fragen und seinen Willen treu und gehorsam umsetzen, wird er auch zu uns sagen (Lk. 19,17): Well done! Ausgezeichnet, das hast Du gut gemacht, mein treuer Knecht! |
Ende des Privat-Eigentums | Denken wir das Konzept der Haushalterschaft konsequent zu Ende, schafft es alles Privateigentum ab. Das ist nicht weniger als die Auflösung der Basis unsere weltlich westlichen Marktwirtschaft, die unser Wirtschaftssystem bestimmt. Nichts ist mehr im Besitz von Menschen, sondern alles gehört ausschließlich Gott: Smartphones, Tablets, Notebooks, Autos, Häuser. An die Stelle des privaten Eigentums tritt die private Verwaltung, die genannten und alle anderen Dinge zur Ehre Gottes und für sein Königreich einzusetzen. |
Freiheit für Dein Herz | Da uns am Ende des Tages nichts gehört, wird es auch deutlich einfacher, keine emotionale Bindung an Gegenstände zu entwickeln (Lk. 12,34): Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Statt zu toten Dingen ist es besser, emotionale Bindungen zu Menschen zu entwickeln: innerhalb unserer Familie, in der Gemeinde, aber auch darüber hinaus zu Nachbarn, Freunden oder Arbeitskollegen. Auch hier ist das Ziel, Gottes Namen zu ehren und sein Königreich zu bauen. |